10 Fragen an Erika Ettore – Von der Kinderbetreuerin zur Kreuzfahrtdirektorin

Wenn Sie mit der Costa Pacifica in Savona einläuft, kann sie Ihr Wohnhaus sehen und sich vergewissern, ob die Blumen auf dem Balkon noch blühen. Die sympathische Italienerin spricht fünf Sprachen und erzählt uns im Interview über besondere Momente und ihre Arbeit als Kreuzfahrtdirektorin an Bord eines modernen, multinationalen Kreuzfahrtschiffes. 

Schon im vergangenen Jahr befand sich unser Autor Kai Ortel an Bord der COSTA PACIFICA (zum Reisebericht). Dabei ist er auf interessante Persönlichkeiten gestoßen: Neben dem Hotelmanager der COSTA PACIFICA, Oscar Salvi (zum Interview), auch die Kreuzfahrtdirektorin Erika Ettore. Ideal für ein “10 Fragen an…”-Interview.

Foto: Kai Orte1.

1. Welche Voraussetzungen haben Sie mitgebracht, um die Position der Kreuzfahrtdirektorin auf der COSTA PACIFICA ausfüllen zu können?

Ich habe 2003 mit 21 als Kinderbetreuerin bei Costa angefangen und bin jetzt seit 15 Jahren bei der Reederei. Nach ein paar Jahren wurde ich zur Animateurin befördert, dann zur stellvertretenden Kreuzfahrtdirektorin und schließlich zur Kreuzfahrtdirektorin. Außer Italienisch spreche ich Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch, was auf einem multinationalen Schiff wie der COSTA PACIFICA natürlich enorm hilft. 

2. Wie hat Ihnen die Arbeit mit Kindern an Bord bei Ihrem weiteren beruflichen Werdegang bei Costa geholfen?

Ein Kind gibt sich nie zufrieden, ehe es nicht eine Antwort von dir bekommen hat. Erwachsene geben leicht auf und fragen einfach jemand anderen, Kinder sind da beharrlicher. (Lacht.) Und man lernt bei der Arbeit mit Kindern schnell ihre Sprache, zumindest die wichtigsten Wörter und Sätze.

3. Das Publikum der COSTA PACIFICA ist multinational und multilingual. Welche Vorlieben haben die unterschiedlichen Nationalitäten und Sprachgruppen hinsichtlich des Unterhaltungsprogramms an Bord?

Die Herausforderung bei einem multinationalen und multilingualen Schiff wie der COSTA PACIFICA ist es, Aktivitäten und Events zu schaffen, an denen jeder ohne Mühe teilnehmen kann. Wir bieten viele Spiele und Bastel-Workshops an, die keiner großen Erklärung bedürfen. Wir haben aber auch Musikveranstaltungen z. B. speziell für unsere deutschen und französischen Gäste im Programm. Das hilft dabei, die Passagiere der jeweiligen Sprachgruppen miteinander in Kontakt zu bringen. 

4. Was macht eine Kreuzfahrt in der Ostsee zu etwas Besonderem hinsichtlich des Unterhaltungsprogramms?

Unsere elftägigen Ostseekreuzfahrten bieten eine große Anzahl an Destinationen, bei denen die Passagiere oft lange an Land bleiben können. Die meisten Passagiere buchen diese Reisen wegen der Städte, insbesondere St. Petersburg, weniger wegen des Schiffs selber oder wegen des Unterhaltungsprogramms an Bord. Das bedeutet aber nicht, dass wir ein reduziertes Entertainment anbieten; jeden Tag und jede Nacht bieten wir allen unseren Gästen an Bord das volle Programm. 

Foto: Costa Kreuzfahrten

5. An welche Begebenheiten oder Augenblicke an Bord erinnern Sie sich besonders gern?

Ich erinnere mich an einen Tag auf einer Nordkap-Kreuzfahrt, an dem wir in Spitzbergen den Magdalenenfjord anlaufen sollten, den nördlichsten Punkt und für viele an Bord das Highlight unserer Reise. Aber es herrschte Sturm, und wir konnten nicht wie vorgesehen in den Fjord einlaufen, sondern wurden umgeroutet. Der Fjord, den wir stattdessen angelaufen haben, erwies sich dann aber als noch schöner. Auch dort gab es einen großen Gletscher zu sehen, und alle Passagiere riefen nur noch „Oh mein Gott, ist das schön!“ Es war ein unglaublich ruhiger und friedvoller Ort, und niemand hatte vor der Reise erwartet, ihn überhaupt zu Gesicht zu bekommen. 

6. Haben Sie einen Lieblingsplatz an Bord der COSTA PACIFICA, und wenn ja, welchen?

Ich mag die Scuderia Bar auf Deck 12. Das ist der beste Platz, um wie z. B. in den norwegischen Fjorden die vorbeiziehende Landschaft zu betrachten. Selbst bei schlechtem Wetter, weil sie halb überdacht ist. Hier kann man tolle Gespräche führen, und man trifft immer interessante Leute. 

7. In welchem Hafen fühlen Sie sich so richtig zu Hause?

Ich liebe die skandinavischen Häfen. Bergen ist einfach wundervoll, aber auch Helsinki. Ich mag aber auch den Winter in der Karibik, es gibt einfach so viele traumhafte Plätze auf Erden!

8. Und Savona, Ihre Heimatstadt?

Ja, Savona ist meine Heimatstadt, aber komischerweise gehe ich dort selten an Land, wenn wir mit dem Schiff im Hafen liegen. Wenn ein Crew- oder Passagierwechsel stattfindet, gibt es an Bord einfach zu viel zu tun. Aber ich kann mein Wohnhaus vom Hafen aus sehen und mich vergewissern, ob die Blumen auf dem Balkon noch blühen. (Lacht.)

9. Costa feiert dieses Jahr 70jähriges Jubiläum. Wie hat sich das Kreuzfahrterlebnis über die Jahre verändert?

Ach, Veränderung gibt es doch immer und überall, und für ein Unternehmen wie unseres ist das doch nur gut. Mit einer EUGENIO C (für Costa in Dienst von 1966 bis 1996, Anmerkung des Autors) könnten wir heute am Markt nicht mehr mithalten. Früher waren Kinder z. B. nur in den Monaten Juni und Juli gratis mit an Bord, so dass im August plötzlich viel weniger Familien mit Kindern mit uns gereist sind. Das haben wir geändert. Und sehen Sie sich den Ball der Offiziere an, den wir dieses Jahr wieder eingeführt haben. Früher war dort ausschließlich Damenwahl, jetzt können aber auch die Männer mitmachen, weil wir inzwischen weibliche Offiziere unter der Besatzung haben. Und es gibt noch so vieles mehr. 

10. Vervollständigen Sie bitte folgende Sätze:

Kinder an Bord sind… der farbenfroheste Teil unter den Passagieren.

Während einer Nordeuropa-Kreuzfahrt kann ich nicht genug bekommen von… der Landschaft. 

Am Ende einer jeden Kreuzfahrt muss ich… runterkommen und Energie für den Neustart sammeln.