10 Fragen an Kai Bunge von Partner Ship Design – Wie ein Kreuzfahrtschiff gestaltet wird

Der Marktführer im Design von Kreuzfahrtschiffen: Das Hamburger Büro Partner Ship Design ist verantwortlich für die Gestaltung zahlreicher Neubauten, darunter auch die Costa Smeralda. Ausgestattet mit einem LNG-Antrieb wird der neue Schiffsriese Anfang November zur Jungfernfahrt aufbrechen. Im Interview mit dem Schiffsjournal erklärt Senior Partner und Geschäftsführer Kai Bunge was das Besondere an Bord ist und wie es eine neue Corporate Identity der Reederei prägen wird. Außerdem verrät er, was sein Wunsch an das Kreuzfahrtschiff der Zukunft ist.

Foto: Partner Ship Design

1. Was ist das Besondere an Partner Ship Design und wie haben Sie es geschafft, eine der angesehensten Designbüros der Branche zu werden?

Der nachhaltige Erfolg von Partner Ship Design (PSD) basiert darauf, dass wir schon bei der Gründung von PSD 1991 mit Erfahrung im Schiffbau gestartet sind und uns von Anfang an auf Kreuzfahrtschiff-Design spezialisiert haben. Gemäß unserem Credo verbinden wir in unseren Entwürfen Kreativität mit Funktionalität um Produkte auf dem Markt zu platzieren, die einzigartig sind. Diese langjährige Erfahrung von PSD im Schiffbau und die termingerechte Bearbeitung macht uns zu einem zuverlässigen Partner, nicht nur für die Reedereien, sondern auch für die Werften.

2. Was ist das Geheimnis eines gelungenen Kreuzfahrtschiffes?

Ein gelungenes Kreuzfahrtschiff ist auf die Corporate Identity der Reederei zugeschnitten. Es begeistert die Gäste emotional, bietet ihnen harmonisch gestaltete und praktische Kabinen und einen interessanten Mix an Funktionen in den öffentlichen Bereichen, die sich in ihren Angeboten ergänzen und so zu einer harmonischen Urlaubslandschaft verschmelzen.

Der Crew bietet ein gelungenes Kreuzfahrtschiff gute und effektive Arbeitsbereiche und ausreichend Raum für Privatsphäre sowie auch Räume für gemeinschaftliches Miteinander und Freizeitgestaltung.

3. Welche Aufgaben haben Sie konkret beim Bau eines neuen Kreuzfahrtschiffes? Inwieweit wirken Reedereien mit bzw. gibt es Vorgaben oder sind die Designer komplett frei in der Umsetzung?

Die Reedereien arbeiten heute sehr stark an ihrem Profil und definieren sehr genau ihre Corporate Identity. Wir werden bei der Entwicklung von Anfang an beteiligt. Anhand von Briefings, die wir von der Reederei bekommen, gestalten wir die auf die jeweilige Reederei individuell zugeschnittenen Urlaubswelten auf den Meeren. In der Umsetzung erwartet die Reederei von dem Innenarchitekten ein Höchstmaß an Kreativität und gibt ihm auch entsprechende Freiheiten. So entstehen individuelle, spannende und erlebnisreiche Urlaubswelten auf den Meeren.

4. Worin unterscheidet sich die Ausarbeitung eines Kreuzfahrtschiff-Interieurs im Vergleich zu einem Hotel?

Die besonderen Anforderungen an den Architekten und Gestalter ergeben sich daraus, dass ein Kreuzfahrtschiff eine weit größere Vielfalt an öffentlichen Bereichen bietet, die zusammen mit allen technischen und funktionalen Bereichen in einen Schiffskörper mit begrenzten Platzverhältnissen integriert und koordiniert werden müssen.

Außerdem kommen im Schiffsbau andere und zum Teil strengere Vorschriften zur Anwendung. So ist zum Beispiel bei der Materialauswahl auf besondere, schiffsbauspezifische Zertifikate (IMO) zu achten, die nicht von allen Herstellern nachgewiesen werden, was die Auswahlmöglichkeiten stark einschränkt.

Die sehr umfangreichen Hygiene-Vorschriften (USPH) und die amerikanischen Vorschriften für die behindertengerechte Ausführung der Ausbauten (ADA) haben in vielen Bereichen starken Einfluss, nicht nur auf die Layouts, sondern auch auf die Gestaltungsmöglichkeiten, die Materialauswahl bis hin zur Beleuchtung und Detailierung.

Foto: Costa Crociere

5. Was ist das Besondere an der Gestaltung der Costa Smeralda, die ab November im Mittelmeer in See sticht, und auf welche Bereiche hatten Sie Einfluss?

Es ist das übergreifende Thema „Italy ́s Finest“, welches sie besonders macht. Die Entwürfe sind geprägt von der Kultur, den Landschaften, der Architektur, der Kunst, Mode und dem Lifestyle Italiens. Diese Parameter haben wir abstrahiert und sie in moderne und zugleich zeitlose Entwürfe umgesetzt.

Die folgenden Bereiche durfte Partner Ship Design entwickeln und gestalten: Pizzeria, Promenade, Gelateria, Il Bacaro, Sportsbar, Lanai Deck und Bar, Spanish Stairs, Kids Splash, Family Dining, Spa, Beauty Salon, Family Deck, Activity Deck, Pool Deck FWD, Aperol Bar, Outside Dining, VIP Open Deck sowie die Crew Bereiche.

6. Wie schafft man es unter dem Motto „Italy ́s Finest“ ein ganzes Land auf ein Schiff zu bringen?

Italien ist ein vielfältiges Land mit einer langen und traditionsreichen Geschichte, dass wirklich viel zu bieten hat. Die schon genannten Elemente: Architektur, Kunst, Kultur, Mode, Design, Landschaft (Flora und Fauna) und nicht zu vergessen die gute italienische Küche sind ergiebige Quellen der Inspiration.

7. Costa möchte mit dem Neubau ihre “Brand Identity“ verändern. Wo sind da konkret die Unterschiede zu den anderen Schiffen der Reederei?

Beim Projekt Costa Smeralda steht mit dem Slogan – „Italy ́s Finest“ – Italien selbst im Fokus. Das gesamte Interior Design orientiert sich an diesem Thema. Anders als bei den vorhandenen Schiffen der Costa Flotte werden die Passagierbereiche von verschiedenen Architekten bearbeitet, die das Thema auf ihre ganz eigene Art interpretieren und umsetzen. So wird eine Vielfalt in der Einheit entstehen. Die Ausrichtung der Designs ist zeitlos und modern, dies macht das Schiff im Vergleich zu den anderen Costa Schiffen einzigartig.

Foto: Meyer Turku

8. Wie verfolgen Sie den Baufortschritt und was ist es für ein Gefühl, Ihre Vorstellungen und lange Planungen dann endlich live zu sehen?

Dank unserer fast 30-jährigen Erfahrung werden wir in den meisten Fällen mit der Bauaufsicht für den Ausbau der von uns entworfenen Bereiche beauftragt. Das ermöglicht uns, auf die detailgerechte Umsetzung der Entwürfe und die Qualität der Ausführungen Einfluss zu nehmen. Somit können wir aber auch während der Bauzeit den Fortschritt und die Entstehung verfolgen. Es ist schon etwas ganz Besonderes die Skizzen und Entwürfe dann in Realität zu sehen und die Atmosphären und Raumsituationen zu spüren. Noch spannender ist allerdings zu sehen wie Passagiere die Bereiche nutzen, benutzen und erleben.

9. Wie sieht nach ihren Wünschen das Kreuzfahrtschiff der Zukunft aus?

Wir als Planer und Gestalter haben vor allem den Wunsch an das Kreuzfahrtschiff der Zukunft, dass mehr Zeit in die Planung investiert wird und wir so noch bessere und nachhaltigere Designs entwickeln können.

10. Vervollständigen Sie bitte folgende Sätze:

Umsetzen würde ich an Bord eines Schiffes gerne…. einen Raum, der sich mit Hilfe der modernen Projektionstechniken an verschiedene Orte auf der Welt „beamen“ lässt oder ein 3-Sterne Michelin-Restaurant in zeitlosem Design, das alle Sinne emotional anspricht.

Wenn ich mich privat auf Reisen begebe… muss ich mich von dem Angebot emotional angesprochen fühlen und der Bezug zur Natur spielt immer eine Rolle.

Das schönste Reiseziel ist für mich… die Malediven – dort wo der Himmel die Erde küsst.