Werftbesuch auf der Cap San Diego in Bremerhaven: “Schiffs-TÜV” für den weißen Schwan abgeschlossen

Sie ist “der weiße Schwan des Südatlantiks”, ein echtes Hamburger Wahrzeichen, für so Manchen sogar das schönste Schiff der Welt und der größte fahrtüchtige Museums-Frachter überhaupt. Doch damit die “Cap San Diego” auch weiterhin fahrtüchtig bleiben kann, war sie in den letzten 3 Wochen  in Bremerhaven bei “German Dry Docks” zu Gast. Für ein Budget von einer Million Euro wurde sie dort einer gründlichen Schönheitskur unterzogen. Schiffsjournal.de stattete der alten Lady kurz vor dem Ausdocken und der Werftprobefahrt mit Passagieren einen Besuch ab.
Foto: Tobias Bruns

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BREMERHAVEN/HAMBURG. Alle 5 Jahre muss selbst die 55-jährige “Cap San Diego” in die Werft. Die Bremerhavener “German Dry Docks” haben den Zuschlag, noch vor der Hamburger Blohm+Voss Werft, erhalten. “Wir betrachten es als eine Ehre, diesen historischen Schatz im Dock zu haben. Unsere Leute freuen sich darauf, an einer solchen Legende zu arbeiten – mit dem gebührenden Respekt“, so Geschäftsführer Guido Hörsterling vorab. Die Kosten von einer Million Euro werden zu 60% von der Eigentümer-Stiftung „Hamburger Admiralität”  sowie zu 40% vom Denkmalschutzprogramm des Bundes getragen. Am 29. Februar wurde das Traditionsschiff ins Trockendock 5 in der Stadt an der Wesermündung eingedockt. Auf dem Programm stand eine Liste von ca. 200 Punkten. Ziel war die erneute und mittlerweile erfolgreich abgeschlossene Klassifizierung durch den Germanischen Lloyd, eine Art “Schiffs-TÜV“.
So wurde unter anderem  die verrostete Luke 1 mit 80 Quadratmeter neuen Stahlplatten versehen. Der gesamte Schiffsrumpf wurde einer Dickenmessung unterzogen, um die Sicherheit des Schiffes auch weiterhin zu gewährleisten. Die Seeventile mussten aufgenommen und überholt, der Spülluftkanal im Maschinenraum gereinigt, das Stevenrohr zum Schiffspropeller erneuert und neue Ventile für Sanitäranlagen installiert werden. Des Weiteren sind die Doppelbodentanks, von denen insgesamt neun vorhanden sind, im gesamten Schiff inspiziert und gereinigt worden. Darunter auch die Süßöltanks, die heute für Fäkalien in Gebrauch sind und für dessen Inspektion ein Loch in den Schiffsrumpf gebrannt werden musste. Auch das Ladegeschirr, die Rettungsboot-Davits und die Gangway wurden gewartet bzw. repariert. Nicht zuletzt erfuhr die Cap San Diego unter- und oberhalb der Wasserlinie einen kompletten Neuanstrich. So blickt man seitens der “Cap San Diego” heute auf einen erfolgreichen Werftaufenthalt zurück.
Fotos: Tobias Bruns

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Die “Cap San Diego” wurde im Dezember 1961 auf der Deutschen Werft AG in Hamburg für die Reederei Hamburg Süd vom Stapel gelassen. Sie hat eine Länge von 160 Metern, eine Breite von 21,4 Metern und ist mit 9.998 BRZ vermessen. Wie ihre fünf weiteren Schwesterschiffe, die mittlerweile alle verschrottet wurden, fuhr das Frachtkühlschiff auf der Route Hamburg-Südamerika. Diese Strecke befuhr sie ca. 120 Mal und transportierte dabei unterschiedlichste Fracht. Auf Grund der eleganten Bauform wurde sie auch liebevoll als “der weiße Schwan des Südatlantiks” betitelt. Da jene Schiffsklasse in den 1990-er Jahren jedoch von modernen Containerriesen abgelöst wurde, musste die Hansestadt Hamburg den Erhalt der “Cap San Diego” sichern. 1987 ist die Stiftung “Hamburger Admiralität” gegründet worden, die bis heute als Eigentümer agiert. 5-6 Festangestellte sowie 46 Ehrenamtliche, die auch den Werftaufenthalt begleiteten und alles daran setzen das Traditionsschiff fahrtüchtig zu halten, zählt die Stiftung heute. Ihr Schiff gehört zur Hamburger Hafenskyline wie der Michel und die Speicherstadt und erfreut sich höchster Beliebtheit.
Foto: Tobias Bruns

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Beim Rundgang über das Schiff wird man in eine längst vergangene Epoche der Schifffahrtsgeschichte zurückversetzt. Es fallen der für ein Frachtschiff eher untypische Swimmingpool sowie der luxuriös gestaltete Salon ins Auge. Dieses Deck war früher für die nur 12 Kreuzfahrtpassagiere bestimmt, die für ca. 5.000 DM mit der Cap San Diego den Atlantik überqueren konnten.
Joachim Stüber im Maschinenraum | Foto: Tobias Bruns

Joachim Stüber im Maschinenraum | Foto: Tobias Bruns

„Die Cap San Diego ist das schönste Schiff im Hamburger Hafen“, meint Maschinist Johannes Küpper stolz. „Die Form des Schiffes ist schon toll“, so auch der ehrenamtliche Helfer und Schiffsingenieur Joachim Stüber. „Die Arbeit hier macht einen Riesenspaß“, sagt er weiter. Der Erhalt des historischen Frachters wird unter anderem mit den Eintrittspreisen der Besichtigungen, dem Anbieten des Schiffes als Event-Location und Hotel sowie mit Veranstaltungen finanziert. Zusätzlich bietet man mehrmals im Jahr Gästefahrten an. Diese Fahrten auf dem größten fahrtüchtigen Museums-Frachter sind einzigartig und bieten den Passagieren wie nirgendwo anders einen Einblick in den laufenden Betrieb eines Schiffes vergangener Tage. Doch besonders für die kostenintensiven Werftaufenthalte wird die tatkräftige Unterstützung der Reederei Hamburg Süd dankend angenommen.
Fotos: Tobias Bruns

Fotos: Tobias Bruns

Nachdem in Bremerhaven nun noch Restarbeiten erledigt werden, folgt am Mittwoch den 23.03., die Werftprobefahrt in Richtung Bremen. Mit dabei auf der ausverkauften Cap San Diego sind dann 500 Passagiere. Ab Freitagnachmittag wird sie wieder wie gewohnt in Hamburg zu besichtigen sein. Neben der traditionsreichen, auch bereits ausverkauften, Ausfahrt zur Einlaufparade des Hafengeburtstages steht Ende Juli / Anfang August 2016 eine Fahrt über Cuxhaven durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Kiel auf dem Programm. Zudem gibt es an Bord in diesem Jahr Auftritte von “Steife Brise” und “Karmen im Nebel“, Ausstellungen sowie Brunchs und Bootsdeck Barbecues. 2017 geht es ebenfalls wieder auf Reede vor Helgoland.