Das OCEAN Medallion von Princess Cruises: Nützliches Technik-Feature oder Spielerei?

Das Ocean Medallion zählt derzeit zu den vielleicht spannendsten technischen Neuerungen auf dem Kreuzfahrt-Markt. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem fast schon geheimnisvoll klingenden Begriff? Wir, Anna-Maria und Maurice vom YouTube-Kanal Cruisechannel, waren für einige Tage an Bord der Regal Princess und haben uns einmal ganz genau angesehen, was das Medallion so alles kann. In diesem Artikel berichten wir euch von unseren Erfahrungen und klären auf, welche Funktionen die neue Technologie bereithält. Nützliches Technik-Feature, das einem die Kreuzfahrt erleichtert oder überflüssige Spielerei, die eigentlich keiner braucht?

Foto: Anna-Maria Hickmann / Cruisechannel

Seit Mitte 2017 hat die amerikanische Reederei Princess Cruises die neue Technologie in Betrieb, wobei sie derzeit nur auf Caribbean Princess, Regal Princess und Royal Princess verfügbar ist. Im kommenden Jahr wird sie bereits auf sechs weiteren Schiffen eingeführt. Mit der Ruby Princess (ab 27. Januar 2020), der Grand Princess (29. März), der Enchanted Princess (15. Juni), der Emerald Princess (16. August), der Coral Princess (16. Oktober) sowie der Island Princess (20. Dezember) verfügen dann elf der insgesamt 18 Flottenmitglieder über die innovative Technik. Darunter mit der Sky Princess (Jungfernfahrt Oktober 2019) auch erstmals ein Schiff, das schon beim Bau entsprechend ausgestattet wurde.

Technik-Erlebnis bereits auf dem heimischen Sofa

Das Medallion-Erlebnis startet eigentlich schon vor der Reise. Technikbegeistert wie wir sind, laden wir alle Apps bereits im Voraus herunter und können so ganz entspannt vom Sofa daheim alle Vorbereitungen treffen. Während das Schiffsmanifest weiterhin online auf der Website ausgefüllt werden muss, können per Cruise Personalizer zusätzlich persönliche Vorlieben angegeben und per Selfie schon einmal das Security-Foto geschossen werden. Wer zeitig genug alle Reisevorbereitungen erledigt, kann sich das Medallion sogar nachhause schicken lassen – inklusive passender Accessoires. Da unsere Abfahrt allerdings schon in wenigen Tagen bevorsteht, würde die Versandzeit nicht mehr ausreichen, sodass wir uns das Medallion dann einfach beim Check-in am Terminal abholen werden.

Unsere Reise mit Regal Princess beginnt wie für den Großteil der Passagiere in Kopenhagen. Der Check-in läuft, auch dank der neuen Technik, schnell und reibungslos. Wer bereits alle Daten online oder per App ausgefüllt hat, kann direkt den Fast Check-in nutzen. Am Schalter bekommen wir dann nicht nur unsere Medallions ausgehändigt, sondern auch gleich noch das Wichtigste erklärt. Eine extra Bordkarte erhalten wir nicht, dafür haben wir ja jetzt das Medallion. Dafür aber gibt es Empfehlungen wie die ganzen unterschiedlichen OCEAN-Apps genutzt werden können. Denn um ganz ehrlich zu sein: Am Anfang blicke ich noch nicht wirklich durch, was genau jetzt welche App so alles kann. 

Das Ocean Medallion im Bordalltag

Die ersten nützlichen Funktionen offenbaren sich schon nach wenigen Minuten an Bord. Als wir uns unserer Balkonkabine nähern ist die Tür bereits entsperrt. Zunächst wundern wir uns, bekommen dann aber erklärt, dass die Technik so konzipiert ist, dass schon der alleinige Weg zur Kabine erfasst wird und somit ein Vorhalten der Bordkarte überflüssig wird. Außerdem werden unsere Namen auf einem Bildschirm neben der Tür angezeigt – eine nette Begrüßung. Dann die nächste Überraschung: Unser Kabinensteward steht kurz nach unserer Ankunft bereits vor der Tür, um uns zu begrüßen. Zufall? Nein, wie sich in den nächsten Tagen noch zeigen wird. Denn während der gesamten Reise werden wir nicht einmal vom typischen Housekeeping-Klopfen gestört. Stattdessen ist es ein bisschen wie der berühmte gute „Hausgeist“: immer genau, wenn wir gerade weg sind nutzt der Steward die Zeit zum Reinigen. Dass wir die Kabine tatsächlich verlassen haben, kann er durch unser Medallion in seinem System sehen. Für uns ganz klar ein Pluspunkt!

Ähnlich funktioniert es auch an den Bars. Als wir für einen ersten Drink hoch an Deck gehen muss keiner von uns das Medallion zum Bezahlen vorhalten. Stattdessen fragt der Bartender nur: “Maurice?” Ehm… kurze Verwirrung…ja! Es stellt sich heraus, dass auch er sehen konnte, wer sich mit seinem Medallion genähert hat. 

Foto: Anna-Maria Hickmann / Cruisechannel

Ein Überblick – Diese Apps bietet das OCEAN Medallion

Die grundlegenden Funktionen des Medallions sind also geklärt. Nun wollen wir aber auch die ganzen zusätzlichen Apps ausprobieren, welche wir schon kostenfrei aus App- und Playstore heruntergeladen haben.

Beginnen wir zunächst einmal mit dem OCEANcompass. Der Name verrät ja eigentlich schon worum es geht: mit dieser App könnt ihr euch mit Freunden, Familie und Bekannten an Bord vernetzen. Zum einen habt ihr die Möglichkeit diese Leute zu finden, egal wo im Schiff sie sich gerade befinden. Dazu nutzt ihr die Navigationsfunktion und schon wird euch der Weg zu der Person angezeigt. Diese Navigation funktioniert nicht nur bei Personen, sondern ihr könnt so auch den Weg zu bestimmten Restaurants oder anderen Bereichen an Bord finden. Zusätzlich gibt es eine Chat-Funktion, welche erlaubt mit euren Shipmates auch mitten auf dem Meer kostenlos und in Echtzeit zu kommunizieren. All das haben wir ausgiebig getestet und waren super zufrieden, alles hat funktioniert.

Eine außerdem praktische App ist OCEANnow. Mit ihr soll es möglich sein Getränke exakt zum eigenen aktuellen Standort zu bestellen. Das probieren wir doch direkt aus! Bequem von einer Sonnenliege auf dem Pooldeck bestellen wir uns zwei Cocktails. Als Anreiz gibt es den ersten per App bestellten Drink sogar gratis. Und dann warten wir. Und wir warten. Und schauen uns immer wieder um, ob wir irgendwo unsere Cocktails “herumlaufen” sehen. Tatsächlich irrt ein Kellner suchend durch die Reihen der Liegen, immer wieder scheint er auf seinem Tablet unsere aktuelle Position zu checken. Wir winken ihm und somit finden die Drinks schließlich auch ihren Weg zu uns. Offensichtlich hat unser Standort in der App immer wieder zwischen 3 verschiedenen Decks gewechselt, sodass es gar nicht so leicht war uns zu finden. Macht ja nichts, schlussendlich hat doch alles geklappt und 15 Minuten für eine Bestellung sind absolut in Ordnung. 

Später, nach einem aufregenden ersten Tag, sitzen wir dann im Restaurant und überlegen wie wir den Rest des Abends wohl verbringen wollen. Das Bordprogramm hat natürlich mal wieder keiner dabei… aber kein Problem, denn dafür soll es ja die App geben. Und das klappt auch wirklich einwandfrei: alle Programmpunkte des Tages werden angezeigt, sodass wir uns schließlich noch während des Essens für die Show im Theater entscheiden. Keiner muss los, um extra das Bordprogramm zu suchen. Unser Mittagessen am nächsten Tag können wir dann übrigens auch per App bestellen. Ein Großteil des Roomservice‘ lässt sich ganz einfach mit wenigen Klicks bestellen und wir bekommen sogar eine Art “Sendungsverfolgung”, sodass wir sehen können wie lange es ungefähr dauert. Nach 20 Minuten ist unser Essen auf der Kabine – und das alles ohne Aufpreis!

Foto: Anna-Maria Hickmann / Cruisechannel

OCEAN Medallion – Gut zu wissen!

Für alle, die keine Fans von um den Hals gebundenen Schlüsselbändern sind, gibt es zusätzlich die Möglichkeit passende Accessoires käuflich zu erwerben: Armbänder und Halsketten in verschiedenen Ausführungen – von Gold und Silber-Optik bis knallbuntes Silikon. Der Preisrahmen liegt hier bei circa 12 bis 50 Dollar. Da wir nur zwei volle Tage an Bord sind, lohnt sich dieses Angebot für uns nicht. Wer allerdings länger auf Kreuzfahrt ist beziehungsweise öfter mit Princess Cruises reist, könnte es durchaus praktisch finden.

Dem einen oder anderen mag es beim Lesen jetzt nicht so ganz geheuer vorkommen, dass er quasi permanent per OCEAN Medallion auffindbar ist. Wer all die eben beschriebenen Zusatzfunktionen nicht nutzen möchte, kann daher auch einfach den “Safety only” Modus einschalten, in welchem nur noch Identifikations- und Bezahlfunktion, sowie der Kabinenschlüssel aktiviert sind. Die Ortungsfunktion entfällt dann und ihr seid auch für Bekannte an Bord nicht mehr per App zu finden.

Fazit – Lohnt sich das OCEAN Medallion?

Am Ende unserer kurzen Reise mit Regal Princess ziehen wir ein Fazit: lohnt sich das OCEAN Medallion wirklich? In unseren Augen ein ganz klares JA! Es sind besonders die kleinen Dinge im Hintergrund, welche für uns den Unterschied gemacht haben. Nie mehr die Bordkarte zücken zu müssen, weil sich die Kabinentür schon automatisch öffnet. Am Security-Check kein extra Foto machen zu müssen und der Service, nie auf Kabine gestört zu werden, weil der Steward genau weiß wann man gerade da ist oder eben auch nicht. Daher finden wir, dass die unterschiedlichen Funktionen für wirklich jeden praktisch zu nutzen sind. Was die verschiedenen extra Möglichkeiten betrifft, muss sicherlich jeder selbst entscheiden was er braucht und was nicht. Beispielsweise die Bestellung der Getränke an unseren Standort finden wir persönlich nicht unbedingt nötig. Ehe ich die App gestartet und die Bestellung ausgewählt habe, gehe ich viel lieber los und bestelle persönlich. Zumal es nie weit ist bis zur nächstgelegenen Bar. Für Menschen mit Gehbehinderung wiederum könnte sich diese Funktion als richtig nützlich erweisen. Familien mit Kindern und Teenagern profitieren sicherlich besonders von der Navigations- und Chatfunktion der Apps. So können sie jederzeit an Bord in Kontakt bleiben, auch ohne extra Internetpaket. Alles in allem ein wirklich guter neuer Service, welchen wir sehr gern an Bord von Princess Cruises genutzt haben!

Einen LIVE-Test der OCEAN Medallion, sowie weitere Erklärungen zu den unterschiedlichen Funktionen findet ihr auch im folgenden Video. Hier nehmen wir euch einmal mit an Bord und zeigen die Apps im Einsatz auf See.