Umweltfreundliches Schiffsrecycling

Grünes Schiffsrecycling zügig umsetzen
Delegation des chinesischen Schiffsrecycling-Verbands beim VDR (Verband Deutscher Reeder)

„Die deutschen Reeder unterstützen grünes Schiffsrecycling“, erklärt Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbands Deutscher Reeder (VDR), anlässlich des Besuchs von Vertretern der China National Ship Recycling Association (CNSA) beim VDR. „Der Grundstein für das umweltfreundliche Recycling von Schiffen und für sichere Arbeitsbedingungen auf den Recycling-Werften wurde 2009 mit der Hong Kong Convention gelegt, an deren Entstehung der VDR maßgeblich beteiligt war. Jetzt brauchen wir eine zügige Umsetzung durch die Vertragsstaaten, damit die Standards weltweit verbindlich werden.“

Kernpunkt des Schiffsrecycling-Übereinkommens ist die Erstellung einer Schadstoffliste, in der alle toxischen Stoffe wie Asbest, PCB, Ozon abbauende Gase und die TBT-haltigen Außenhautanstriche erfasst werden müssen. Die von den Mitgliedstaaten der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) unterzeichnete Konvention enthält weiterhin Bestimmungen für die Zertifizierung und qualitative Auswahl von geeigneten Schiffsrecycling-Werften. Sie gilt für Neubauten ebenso wie für Schiffe der fahrenden Flotte mit mehr als 500 BRZ (Bruttoraumzahl). Damit fallen 50.000 Schiffe unter ihren Anwendungsbereich. Das Übereinkommen tritt zwei Jahre, nachdem es von mindestens 15 Staaten mit mehr als 40% der Welthandelstonnage umgesetzt worden ist, in Kraft.
So lange wollte der VDR nicht warten, stellt Nagel klar: „Wir sind schneller als die Politik und haben uns im Vorgriff auf die Hong Kong Convention mit den internationale Reederverbänden auf Übergangsmaßnahmen verständigt.“ Dazu gehörten insbesondere Hinweise zur vorzeitigen Erstellung von Schadstofflisten und der Auswahl von Recycling-Werften.

Foto: VDR

Deutschland habe eine der jüngsten Flotten weltweit. Das Durchschnittsalter der Schiffe betrage acht Jahre. Deswegen würden die deutschen Schiffe in der Regel nach einem Verkauf nicht verschrottet sondern noch eine Zeitlang weiterbetrieben. Nagel betont aber: „Mit der drittgrößten Handelsflotte der Welt hat Deutschland eine besondere Verantwortung, weltweit hohe Standards für umweltfreundliches und sicheres Schiffsrecycling durchzusetzen. Irgendwann muss schließlich jedes der 3.800 deutschen Schiffe verschrottet werden.“
Eine Kooperation zwischen Reedern und der Schiffsrecycling-Industrie bringe Vorteile für beide Partner, glaubt CNSR-Präsident Xie Dehua. Bereits 21 Recycling-Werften erfüllten die Standards für grünes Schiffsrecycling. Sein Verband setze sich bei der chinesischen Regierung für eine zügige Ratifizierung der Hong Kong Convention ein.

Bereits im Juni 2012 hatte eine IMO-Delegation mit Experten für Schiffsrecycling, darunter auch ein Vertreter des VDR, chinesische Abwrack-Werften besucht. An den 61 Standorten in China sind mehr als 10.000 Menschen beschäftigt. Dort werden vorwiegend Schiffe aus Japan, Korea und Russland, aber auch aus Amerika und Europa zerlegt.

Foto: Cyrill Schlauri / piqs