Reisebranche demonstriert bundesweit für schnelle Staatshilfe

Mitarbeiter der Reisebranche haben heute bundesweit für schnelle Staatshilfe in der Corona-Krise demonstriert. Das erklärte Ziel ist eine branchenspezifische Lösung mit nicht rückzahlbaren Beihilfen für die Reisebranche. Dies sei für den Erhalt der Touristik unabdingbar, wie die Allianz selbständiger Reiseunternehmen Bundesverband e.V. mitteilt.

Foto: Tobias Bruns

Um auf ihre schwierige Lage aufmerksam zu machen, demonstrierten hunderte Inhaber/Mitarbeiter von Reisebüros und Reiseveranstalter sowie Busunternehmen mit leeren Koffern, Sonnenliegen und Regenschirmen auf und forderten den von der Regierung nötigen Rettungsschirm für die Reisebranche. Die Proteste waren Teil einer bundesweit geplanten Aktion in mehr als 30 Städten, darunter auch in Dresden, Mainz, Berlin, Köln, Leipzig und München.

„Ein solches Bündnis gab es noch nie – aber ein Wegfall der mittelständischen Reisebüros und Reiseveranstalter ist ein Nachteil für die gesamte Touristik – deshalb ist es so wichtig und erstrebenswert, gemeinsam für die Branche zu kämpfen! Wir brauchen Hilfe und Unterstützung, denn wir alle haben das gleiche Ziel: Wir wollen weiterhin die schönsten Tage im Leben unserer Kunden schaffen“, vermelden die Demonstranten einheitlich!

Die Demonstranten fürchten das Aus der gesamten Reisebranche in Deutschland durch die Corona-Krise. “Nicht nur das Neugeschäft ist vollständig zum Erliegen gekommen. Auch Reisen die bereits vor Monaten gebucht wurden, müssen rückabgewickelt werden. Die Branche war als Erste von der Krise betroffen und wird als Letzte wieder dort herauskommen“, sagen die Initiatoren dieser Bewegung. Perspektivisch sei zunächst keine Besserung in Sicht. Das Auswärtige Amt hat eine weltweite Reisewarnung verhängt. In vielen Ländern gilt ein Einreisestopp. “Wenn wir keine schnelle und unkomplizierte Finanzhilfe vom Staat erhalten, etwa in Form eines Notfallfonds, wird die Corona-Krise unsere gesamte Branche vernichten.”

Hilfsaktionen der Politik würden  sich  bisher so gut wie ausschließlich auf Großkonzerne, wie z. B. TUI und Lufthansa, konzentrierten. “Der Mittelstand der Touristik wird vergessen – Wir sind ein wichtiges, zu erhaltendes Gut für die Gesellschaft. So viele Arbeitsplätze sind weltweit in Gefahr – auch weitreichender gedacht, denn WIR sind das Bindeglied zwischen Kunden, Reiseveranstaltern, Hotels, Airlines, etc.”, sagte eine Sprecherin. Laut offiziellen Zahlen der asr Allianz selbständiger Reiseunterunternehmen gibt es mehr als 10.000 Reisebüros in Deutschland. Bundesweit sind mehr als 3 Mio Arbeitsplätze im Tourismus in Gefahr.

Die Forderungen der Allianz selbständiger Reiseunternehmen Bundesverband e.V. sind:

  • Finanzielle Soforthilfen für Unternehmer

    Dringend müssen weitere Soforthilfen für die besonders stark und langfristig betroffene Tourismuswirtschaft verabschiedet werden. Keine Unterstützung nach einem Gießkannenprinzip, sondern zielgenau auf Grundlage der BWA aus dem vergangenen Jahr. Die Coronakrise beginnt in der Tourismuswirtschaft nicht mit März 2020, sondern rückwirkend mit Herbst 2019. Alle seit letztem Herbst eingenommenen Gelder mussten wieder an die Kunden zurückgezahlt werden. Keine andere Branche musste ihre Einnahmen der letzten 6 Monate aufgeben. Daher darf nicht nur die Zukunft für Zuschüsse im Auge behalten werden, sondern es ist auch auf die Vergangenheit zu schauen. Mitarbeiter können nicht in KUG geschickt werden, da wir noch immer mit den Umbuchungen/Stornierungen beschäftigt sind. Die Soforthilfen müssen auch für die Gehaltskosten der Unternehmer/Mitarbeiter eingesetzt werden können!

  • Schaffung eines Fonds (Gutschein versus Fondslösung?)

    In beiden Fällen muss der Staat in die Haftung gehen. Gutscheine helfen nur auf den ersten Blick und sind lediglich ein gutes Instrument, um Zeit zu gewinnen beziehungsweise einen Fonds aufzusetzen.  Das dürfte aber nicht ausreichen, ohne die hinten angelagerten Systeme mit zu involvieren. Diese funktionieren aber nicht mit Gutscheinen; ein Hochfahren auch für die Gutscheinausteller wird daher nicht mehr möglich sondern ist nur ein Zeitgewinn. Eine Lösung, in der Geld fließt, ist  für alle Beteiligten besser, weil sie dazu führt, dass alle ihre Liquidität behalten – was auch den Bürgern für einen Neustart nach der Krise helfen wird.

  • Die Höhe der Staatshaftung läuft aufs Gleiche hinaus, aber die Fondslösung hilft allen

    Betrieben, Veranstaltern, Vermittlern und Leistungsträgern. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung ist, dass sie absolut gesetzeskonform ist, da sie nicht gegen die Pauschalreiserichtlinie verstößt.

  • KFW-Kredite

    Öffnung der KfW Schnellkredite auch für Unternehmen mit unter 10 Mitarbeitern und voller 100% Risikoübernahme durch die KFW. Unternehmen dieser Größe stehen aktuell keine KfW Kredite ohne bankübliche Prüfungen zur Verfügung, decken jedoch einen Großteil der Reisebürolandschaft ab.

  • Nationale, europäische und weltweite Exit-Strategie

    Ein zeitlicher Horizont, wann mit Lockerungen für die Tourismusbranche in all Ihren Teilen Europas und weltweit zu rechnen ist, ist unabdingbar. Die Tourismusbranche braucht eine gewisse Vorlaufzeit, um Reisen planen und Kunden dafür gewinnen zu können.