Nautilus International informiert: Lohnkonflikt im Hause Viking River Cruises

Boom auf dem Rücken der Beschäftigten? Schweizer Viking River Cruises drängt Mitarbeiter dazu, Euro-Löhne zu akzeptieren.

Viking River Cruises AG ist ein global operierendes, stark expandierendes Unternehmen mit Hauptsitz in Basel. In Europa beschäftigt es auf 40 Flusskreuzfahrtschiffen ca. 2000 Mitarbeiter.

Ausgerechnet am 15. Januar 2015, also an jenem Tag, als die Schweizer Nationalbank den Franken Mindestkurs von 1.20 gegenüber dem Euro aufhob, drängte das Unternehmen per Rundemail die Beschäftigten auf Schweizer Flussschiffen dazu, einer Umstellung ihrer Lohnzahlungen auf Euro zuzustimmen. Allerdings nicht zum aktuellen Kurs, sondern zum im Dezember 2014 geltenden Kurs von 1:20. Würden die Mitarbeiter nicht binnen 11 Tagen einer solchen Umstellung zustimmen, würde automatisch der Lohn ab Januar in Euro ausgezahlt. Begründet wurde dieser Schritt mit der Einführung des Mindestlohns in Deutschland, wo die Schiffe u.a. unterwegs sein und entsprechend demnächst auch kontrolliert würden. Mehr Transparenz solle dadurch entstehen. Mit dem Nationalbank Entscheid habe die geplante Änderung nichts zu tun, die Entscheidung zu diesem Schritt sei schon im Dezember gefallen, so die Geschäftsleitung in einem zweiten Brief, der auf den spürbar wachsenden Unmut in der Belegschaft reagieren sollte.

Mittlerweile haben sich zahlreiche festangestellte Beschäftigte, vor allem die derzeit arbeitenden Schiffsführer, Matrosen und Maschinisten vernetzt und der Gewerkschaft Nautilus International angeschlossen. Das Hotelkabinenpersonal hat derzeit Winterpause und in der Regel auch Saisonverträge, so dass davon auszugehen ist, dass hier für die kommende Saison von vorneherein neue, tiefere Eurolöhne in den Verträgen fixiert werden sollen.

Die Gewerkschaft Nautilus International Schweiz hat bei der Geschäftsleitung protestiert und klargestellt, dass für ein boomendes Unternehmen, dass allein für 2015 elf neue Schiffe und 800 neue Mitarbeiter ankündigt, und überdies den Großteil der Einnahmen mit amerikanischen und englischen Touristen in Dollar und Pfund generiert, keine Veranlassung für eine solche Massnahme  besteht. Mit gutem Grund hat man sich zum Hauptsitz in der Schweiz entschieden, zahlt man hier doch gerne niedrige Steuern und Sozialabgaben, in Franken wohlgemerkt. Eine Auszahlung bisheriger Löhne in Euro zum Kurs vom Dezember kommt einer Lohnsenkung gleich, ist eine Abwälzung des Währungsrisikos auf Arbeitnehmende und stellt zudem den Grundsatz der Gleichbehandlung in Frage, da die in der Schweiz ansässigen Mitarbeiter weiterhin in Franken ausbezahlt werden sollen. Auch völlig unklar ist, wie sich die Geschäftsleitung die korrekte Abrechnung der Sozialversicherungs- und Pensionskassenbeiträge vorstellt. Auch hier wäre bei einer Umstellung mit Verlusten zu rechnen.

Nautilus wird alles tun, den Beschäftigen in diesem Konflikt den Rücken zu stärken und fordert Viking auf, ihre Pläne zurückzunehmen und zu kollegialen Arbeitsverhältnissen zurückzukehren.

Update: Kündigung und Auszahlung des Januar Löhne in Euro zum Kurs vom Dezember!

Während das Unternehmen weiterhin das Gespräch mit der Gewerkschaft verweigert, setzt Sie die Mitarbeitenden zunehmend unter Druck. Am Donnerstag, den 5.2.2015, überreichte die Direktion einem Schiffsführer, den sie für den Kopf der derzeitigen Mitarbeitermobilisierung hält, die Entlassung. Der langgediente Schiffsführer hatte in den vergangenen Wochen mehrfach versucht, auch mit Kompromissvorschlägen, das Management zu überzeugen, von ihrer harten Haltung abzurücken. Einem weiteren Mitarbeiter wurde telefonisch die Kündigung angedroht, falls er nicht unterschreibe.
Unterdessen sind – verspätet – die Januar Löhne gezahlt worden. Und zwar einfach faktisch zum Dezember Kurs von 1:20. D.h. die Geschäftsleitung hat ihre Pläne einfach umgesetzt – auch ohne (erzwungene) Unterschriften.
Nautilus International fordert das Unternehmen auf, die Entlassung rückgängig zu machen, die Januar Löhne korrekt nach den bestehenden Verträgen auszuzahlen und endlich in Gespräche einzutreten.