Begegnungen mit Mercy Ships

Foto: Kai Ortel

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Im Rahmen einer offenen Veranstaltung in der Repräsentationsfiliale „Q110“ der Deutschen Bank in der Berliner Friedrichstraße hat die deutsche Tochter der US-amerikanischen Wohltätigkeitsorganisation Mercy Ships (zur Homepage) am 11. Oktober über ihre ehrenamtliche Arbeit informiert. Derzeit befindet sich die Africa Mercy, eine umgebaute ehemalige Ostseefähre, in Madagaskar (wir hatten berichtet), wo das Schiff in verschiedenen Inselhäfen der örtlichen Bevölkerung für kostenlose ärztliche Behandlungen offensteht.

Anstelle der kurzfristig erkrankten Schauspielerin Wolke Hegenbarth, die ursprünglich von ihren Erfahrungen als ehrenamtliche Helferin an Bord hatte berichten sollen, schilderte nach einigen einführenden Worten von Udo Kronester, dem Geschäftsführer von Mercy Ships Deutschland, in unterhaltsamer Manier Hegenbarths Kollegin Alexa Maria Surholt („In aller Freundschaft“) ihre auf dem Wohltätigkeitsschiff gesammelten Eindrücke und Erlebnisse. Denn auf einem Schiff wie der Africa Mercy würden nicht nur Ärzte und Krankenschwestern gebraucht, sondern praktisch jeder, der helfen kann, den Bordbetrieb in irgendeiner Form am Laufen zu halten. „Und spülen können wir!“, so Suhrholt, die sich darüber hinaus erschüttert davon zeigte, wie fatal in den afrikanischen Drittweltländern Verletzungen und Krankheiten sein können, die hierzulande mit einem Routine-Eingriff schnell und wirksam behandelt werden können.

Foto: Kai Ortel

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Als zweites erhielt Dr. Lür Köper das Wort, der als ausgewiesener Mund-Kiefer-Gesichtschirurg zugleich Mitglied im Vorstand von Mercy Ships Deutschland ist. Er betonte, dass unter den ehrenamtlichen Mitarbeitern an Bord keine strengen Hierarchien wie im Krankenhaus herrschten, sondern dass die freiwilligen Helfer an Bord vielmehr ein Team bildeten, dem über Status-, Sprach- und Nationalitätengrenzen hinweg das Wohl der oftmals bitterarmen Patienten unmittelbar am Herzen liegt.

Den anschaulichsten Teil des Abends bildete jedoch der Vortrag von Dr. Gary Parker, dem Chief Medical Officer auf der Africa Mercy, der bereits seit 1986 ehrenamtlich für Mercy Ships tätig ist. Parker machte mit Hilfe von teils sehr eindringlichen Vorher-Nachher-Fotovergleichen deutlich, mit welchen Krankheiten, Verletzungen und körperlichen Entstellungen die Menschen an Bord des Schiffes kämen – ein Schiff, in dem viele ihre letzte Hoffnung auf Heilung sähen. Gemäß dem Mercy Ships-Motto „Hope and Healing. At every port.“ („Hoffnung und Heilung. In jedem Hafen.“) soll nämlich bereits die Kunde von dem Schiff, das in jedem Zielgebiet in der Regel zehn bis elf Monate lang stationiert ist, ein Signal an die lokale Bevölkerung sein, sich in die Obhut und Behandlung der ehrenamtlichen Helfer zu begeben. Was oftmals nicht einfach zu erreichen ist, wenn dem auf einem Kontinent wie Afrika allein 2.000 verschiedene Sprachen und Dialekte sowie die Vorbehalte stammesgesellschaftlich organisierter Bevölkerungen entgegenstehen. Und natürlich kann eine Hundertschaft Freiwilliger auch nicht jedem helfen, der der Hilfe bedarf. Doch wie auch Dr. Parker abschließend noch einmal betonte, sind es die Schicksale Einzelner, die einen am unmittelbarsten berühren, wenn man sie mit einer Mitarbeit bei Mercy Ships beeinflussen kann. Ganz nach einem weiteren Motto der Organisation: „We cannot change the whole world, but we can change the world for one person.“

 

(Gastautor: Kai Ortel)