Blohm+Voss im kritischen Zustand – höchste Priorität: Standortsicherung

Hohe Kostenstrukturen, versäumte Investitionen und ein zu niedriger Auftragsbestand: Blohm+Voss befindet sich in einem kritischen Zustand. Um die Werft langfristig wieder wettbewerbsfähig und wirtschaftlich profitabel zu machen, sind in den kommenden Monaten Anpassungsmaßnahmen auf allen Ebenen notwendig.

Der Geschäftsführer und der Aufsichtsratsvorsitzende haben die Belegschaft heute über die wesentlichen Schritte informiert. Auch betriebsbedingte Kündigungen können als notwendige Maßnahme zur Standortsicherung nicht ausgeschlossen werden.

Foto: Wolfgang Buttgereit / pixelio.de

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Auf der Betriebsversammlung am 28. Februar 2017 haben Blohm+Voss-Geschäftsführer Dieter Dehlke und der Aufsichtsratsvorsitzende von Blohm+Voss, Dr. Klaus Borgschulte, die Ergebnisse einer umfassenden Bestandsaufnahme und die daraus resultierenden Maßnahmen präsentiert. „Lürssen hat Blohm+Voss übernommen, weil wir von dem Standort und seinem Potenzial überzeugt sind“, sagte Borgschulte. „Unsere mehrwöchige Analyse zeigt allerdings, dass dringend erforderliche Investitionen in den letzten Jahren ausgeblieben sind, Konstruktions- und Fertigungsprozesse nicht ausreichend modernisiert und die Kostenstrukturen nicht den realen Bedingungen angepasst wurden.“ Zeitgleich sei der Auftragsbestand im Schiffneubau erheblich gesunken. Erschwerend belaste die schwache Auftragslage in Teilen des Reparaturgeschäfts als Folge eines insgesamt schwierigen Marktumfeldes das Unternehmen.

„Blohm+Voss befindet sich in einem kritischen Zustand. Wir stehen heute vor der enormen Herausforderung, den für das Unternehmen in den vergangenen Wochen entwickelten Maßnahmenkatalog zur Standortsicherung zeitnah umzusetzen und die Werft damit für die Zukunft bestmöglich aufzustellen. Dazu werden wir auf allen Ebenen zahlreiche strukturelle und organisatorische Anpassungen einleiten. Dort, wo es notwendig und sinnvoll ist, werden wir investieren, um die Potenziale unserer Werft gezielt zu modernisieren und zu stärken“, erklärte Dehlke.

Innerhalb der Unternehmensgruppe soll die Werft unter der Systemführung von Lürssen in Zukunft einen bedeutenden Beitrag zur Fertigung von Marineschiffen leisten. Entsprechend soll der Bereich der Konstruktion als künftige Defence-Konstruktion ausgerichtet und unter eine gemeinsame Leitung mit der Bremer Defence-Konstruktion gestellt werden. Darüber hinaus sind Investitionen in die Fertigungsstrukturen geplant. Hierdurch sollen die Bedingungen für wichtige Produktionsschritte im Neubau von Marineschiffen verbessert werden, um vor allem für die geplante Beteiligung am Nachbau weiterer Korvetten der Klasse 130 für die Deutsche Marine optimal vorbereitet zu sein. Lürssen plant darüber hinaus, den Schwerpunkt der gruppenweiten Refit-Aktivitäten für Yachten in Hamburg zu konzentrieren und damit den zivilen Bereich des Standortes zu stärken. Erste Aufträge konnten bereits kurzfristig mit zwei Motoryachten platziert werden.

„Um den Standort langfristig zu sichern, werden wir zum jetzigen Zeitpunkt – trotz zahlreicher kurzfristiger Einsparmaßnahmen, die das Unternehmen und jeden einzelnen Mitarbeiter betreffen – Stellen in der Stammbelegschaft abbauen müssen“, sagte Dehlke. „Aus heutiger Sicht sind in mehreren Phasen rund 300 Arbeitsplätze betroffen. Die bevorstehenden Gespräche mit dem Betriebsrat, der Gewerkschaft und der Arbeitsagentur werden zeigen, in welcher Form wir den Stellenabbau umsetzen werden. Mit den Arbeitnehmervertretern werden wir auch die Möglichkeit betriebsbedingter Kündigungen besprechen müssen. Unser Ziel ist es, eine möglichst einvernehmliche und sozialverträgliche Lösung für jeden Mitarbeiter zu finden und zugleich die sehr schwierige Situation unserer Werft zu berücksichtigen.“