Kleiner Seegang – Brina´s maritime Kolumne „Die Bank“

Liebe Leser,

Haben Sie schon mal auf einer Bank irgendwo im Park, an einem Teich oder auch am Meer gesessen? Nein? Dann kann ich Ihnen nur raten, das einmal zu tun. Nehmen Sie Platz und genießen Sie die Szenerie, die sich Ihnen bietet. In keinem Fall ist das übrigens verschwendete Zeit oder gar nur etwas für ältere Semester. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst und Sie werden staunen, wenn Sie sich zurücklehnen, wie Ihre Gedanken beim Betrachten der Landschaft oder des Meeres in Fluss kommen. Denken Sie vielleicht zunächst noch an den unerledigten Einkaufszettel, wandern sie doch weiter zum gestrigen Abend oder Ihnen fällt plötzlich ein neues Projekt ein, welches sich lohnt, verwirklicht zu werden. Vielleicht wandern Ihre Gedanken auch zu Ihren Freunden und Ihnen wird bewusst, dass sie einen lieben Freund schon lange anrufen wollten und es bisher nicht getan haben. Bänke laden zum Verweilen, Genießen und Nachdenken ein. Dafür wurden sie an schönen Stellen von Vereinen, aber auch oft von Privatpersonen, gestiftet. Ahnen Sie, wo ich besonders gern auf einer Bank sitze? Natürlich auf einem Kreuzfahrtschiff. Es gibt auf den Schiffen viele Bänke, aber manchmal muss man sie erst suchen, denn oft sind sie nicht unmittelbar auf dem Sonnendeck, sondern back- oder steuerbords auf den Decks weiter unten versteckt. Von dort aus an einem Seetag auf das Meer zu schauen, gibt mir stets unendlich viel Kraft und neue Energie. Passend – zumindest für mich als Autorin – sind auch die Gesprächsfetzen, die Sie von den vorbeigehenden Passagieren hören können, die weder Sie noch die Bank richtig wahrnehmen. Ganz ehrlich, da habe ich schon Sätze gehört, die oft der Beginn eines ganzen Romans hätten sein können. Und die Bank selbst? Wer hat nicht alles auf ihr gesessen, was hat sie in ihrem Leben schon alles erfahren! Einen kurzen Einblick dazu gibt Ihnen heute der Kleine Seegang „Die Bank“.

Maritime Grüße,

Ihre Brina Stein

Die Bank

„Die Bank macht mich krank“, sagte er und ließ sich unsanft auf mich fallen. Ich hatte gerade wohlig in der Nachmittagssonne gedöst, die mit ihren langen Strahlen nun endlich hinunter bis zum Deck 3 reichte, auf welchem ich an der Backbordseite des Kreuzfahrtschiffes stand. Ich erschrak und dachte: „Was hast du dem denn getan? Den hast du doch noch nie gesehen?“ Als ich diesen zugegeben sehr dicken Mann näher betrachtete – er schwitzte stark – bemerkte ich, dass er gar nicht zu mir sprach, sondern in sein Mobiltelefon. So kam ich zu dem Schluss, dass er gar nicht mich zu meinen schien. „Urlaub, Erholung“, sagte er gerade und fuhr nach einer kurzen Pause fort: „Das ist hier ein Kreuzfahrtschiff mit fast 4.000 Personen. Davon bestimmt 1.000 Kinder, scheiß Ferien. Die schreien alle von morgens bis abends um die Wette. Das ist lauter als der Geräuschpegel vom Kindergarten, wenn ich im Büro im Sommer mal das Fenster aufmache.“ Dann schwieg er und ich hörte, dass sein Gesprächspartner eifrig auf ihn einredete, leider verstand ich nur Wortfetzen wie „Finanzkrise“, „mal abschalten“ und „runterkommen“. Ich verstand den Missmut des Mannes nicht, mein Kreuzfahrtschiff hatte gestern Venedig verlassen und befand sich nun auf dem Weg nach Dubrovnik. Es war ein Seetag, der Sonnenschein, blauen Himmel und herrliche Blicke auf das Meer bot, welches dazu auch noch glitzerte. Auf Deck 3 herrschte im Moment absolute Ruhe. Nur ab und zu schlenderten einige Passagiere an mir vorbei. Wenn sie miteinander sprachen, dann leise und sehr dezent. Die Jogger bevölkerten mein Deck meist morgens oder abends, dann war es schon deutlich lauter, denn ihre Laufschritte hallten auf den Planken. „Wieso schwitzt der eigentlich so?“, überlegte ich, „es waren gerade mal um die 25 Grad warm und vom Meer her wehte ein leichter Wind. „Was ich heute gemacht habe?“, fragte er in den Hörer. Ich war gespannt. „Nun, nach dem Frühstück musste ich mit der Bank telefonieren, es gab Probleme mit einem meiner Kunden wegen des sinkenden DAX. Dann war ich zum Mittagessen. Danach lag ich oben auf dem Sonnendeck und da alle Liegen im Schatten belegt waren, musste ich mit einer in der prallen Sonne vorliebnehmen. Nun sitze ich hier unten auf einer Bank auf Deck 3 und schwitze wie nach einem Marathon. Gleich muss ich aber wieder im Büro anrufen, die haben nochmals auf den Anrufbeantworter gesprochen. Das Problem mit dem Kunden sei nicht behoben. Ich sag doch, diese Bank macht mich krank, selbst im so genannten Urlaub oder was das hier sein soll.“ Wie zur Bestätigung zog er ein Taschentuch hervor und tupfte sich die Stirn ab. Erste Schweißtropfen waren bereits auf mein Holz gefallen, igitt. Nach einer Weile verabschiedete er seinen Gesprächspartner und stand auf.

Während der kommenden Woche auf unserer Kreuzfahrt durch die schöne Adria blieb er mein Stammgast. War er nicht an Land, saß er auf mir. Selbst am Abend besuchte er mich noch, dann trat er aus der Tür, hatte eine gute Flasche Rotwein und ein Glas in der Hand und saß stundenlang auf mir herum. Er telefonierte nicht mehr, dafür begann er laut, wenn niemand in der Nähe war, über sich und sein Leben zu sprechen. Ich erfuhr eine Menge Details, vor allem über seinen Beruf bei der Bank. Er hatte es nicht leicht, saß jeden Tag mehr als 12 Stunden im Büro. Seine Frau hatte ihn deswegen vor zwei Jahren verlassen. Er aß und trank zu viel aus purer langer Weile. Er wusste einfach nicht, was er mit dem bisschen Freizeit anfangen sollte. Sein bester Freund, der offensichtlich auch sein Hausarzt war, hatte ihm zu dieser Reise geraten. In einer schönen Umgebung sollte er Kraft tanken und mal Abstand vom Alltag bekommen. So richtig klappte das aber wohl nicht, denn so wie er sprach, riefen die Kollegen aus der Bank nach wie vor täglich an. Er begann mir leidzutun.

Am letzten Abend dieser Reise, wir hatten gerade die schöne Insel Split verlassen, sah er besonders traurig aus. Er sagte, dass er morgen früh um 9 Uhr schon mit dem Flugzeug von Venedig nach Frankfurt am Main fliegen müsse. Der üblichen ersten Flasche folgte an diesem Abend noch eine zweite Flasche Rotwein. Trotzdem sprach er noch klar und deutlich. Beim Verzehr der zweiten Flasche dachte er laut über sein Leben nach, wie es früher gewesen sei. Er, der junge und erfolgreiche Investmentmanager, hatte großes Ansehen in seiner Heimatstadt genossen. Fast an jedem Wochenende war er zu Partys eingeladen gewesen in den besten Kreisen. Nun erhielt diese Einladungen sein junger Kollege, der ihm am Bürotisch gegenübersaß. Er fühlte, dass er mit seinen 50 Jahren bereits zum alten Eisen gehörte. Als er seinen letzten Schluck Wein trank, sagte er: „Ich glaub, ich schmeiß das alles hin, Geld habe ich sowieso mehr als ich jemals in meinem Leben ausgeben könnte.“ Umständlich stand er auf, wandte sich zum Gehen, als er sich doch noch mal zu mir umdrehte. „Du bist eine wunderbare Bank, auf dir habe ich eine Ruhe wie lange schon nicht mehr verspürt. Danke für die schöne Zeit und dass du mir so geduldig zugehört hast. Am liebsten würde ich dich mit nach Hause nehmen, na vielleicht sehen wir uns mal wieder.“ Leicht schwankend ging er in Richtung Tür. Da begriff ich erst, dass er wirklich mit mir gesprochen hatte, einer Bank!. Das war mir bisher in meinem Leben auch noch nicht passiert.

In dieser Kolumne verlosen wir eine Überraschungs-Gartenbank aus Fichtenholz (Breite 120 cm) zum 01.08.2016! Die Bank wird vom Künstler Boris Noruschat (Kreuzfahrtunikate) zur Verfügung gestellt und noch vor Versand für den Gewinner Kreuzfahrtunikate-typisch, maritim bemalt.

Um teilzunehmen schicken Sie uns bis zum Sonntag, den 31.07.2016 (Einsendeschluss ist um 23:59 Uhr) eine E-Mail an [email protected] und sagen Sie uns, warum ausgerechnet Sie diese Bank bekommen sollten. Der Gewinner wird per Losverfahren ermittelt und am Montag, den 01. August 2016 in einer Antwortmail kontaktiert.

Wichtig: Bitte nicht vergessen die Adresse mit anzugeben, nur mit dieser ist uns der Versand des Gewinns möglich!

Wir wünschen viel Glück!

Gewinnspiel beendet