Seenotretter in Nord- und Ostsee im Einsatz u. a. für die „Mellum“, „MSC Preziosa“ und „World Odyssey“

Zahlreiche Einsätze haben die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Nord- und Ostsee am Samstag, den 9. September 2017, in Atem gehalten. Die Seenotretter aus Hooksiel waren zweimal innerhalb kürzester Zeit im Einsatz, um schwer verletzte bzw. erkrankte Menschen von Seeschiffen abzubergen*, ebenso der Seenotrettungskreuzer aus Cuxhaven. Ein historisches Dampfschiff geriet vor Dänemark in Schwierigkeiten und benötigte die Unterstützung der Seenotretter. Vor Kühlungsborn strandete ein schwedischer Einhandsegler und geriet in Lebensgefahr.

NORDSEE

Cuxhaven

Der Seenotrettungskreuzer ANNELIESE KRAMER der Station Cuxhaven hat gestern Mittag (9. September 2017) fünf Seemeilen (ungefähr neun Kilometer) vor der Küste eine Frau vom Kreuzfahrtschiff „MSC Preziosa“ abgeborgen*, die dringend medizinische Behandlung im Krankenhaus benötigte. Aufgrund der Dringlichkeit des Notfalls alarmierte die SEENOTLEITUNG BREMEN zeitgleich einen Hubschrauber von Northern Helicopter. Er brachte zwei Sanitäter auf die „MSC Preziosa“. Die ANNELIESE KRAMER nahm einen Arzt mit an Bord. Bei Windstärken von drei bis vier Beaufort (zwischen zwölf und 28 km/h) und starkem Regen übernahmen die Seenotretter die Frau (Jg. 1951) von dem Kreuzfahrtschiff, nachdem sie zunächst an Bord stabilisiert worden war. Auf dem Seenotrettungskreuzer wurde sie weiterbehandelt. Die SEENOTLEITUNG BREMEN hatte zwischenzeitlich den Rettungswagen alarmiert, der beim Eintreffen im Hafen von Cuxhaven bereits an der Kaimauer wartete und die Frau direkt ins Krankenhaus brachte. Die Alarmierung war um 13.15 Uhr erfolgt – nach einer Stunde war der gesamte Einsatz bereits abgeschlossen.

Fotos: DGzRS / Die Seenotretter

Hooksiel

Ebenfalls für zwei medizinische Notfälle sind die Seenotretter mit dem Seenotrettungskreuzer VORMANN STEFFENS der Station Hooksiel gestern im Einsatz gewesen. Kurz nach 19 Uhr wurde die SEENOTLEITUNG BREMEN durch die Schiffsführung des Mehrzweckschiffes „Mellum“ der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung alarmiert. Ein Besatzungsmitglied hatte sich eine extrem stark blutende Wunde am Fuß zugezogen. Die Verletzung war so schwer, dass der Seenotrettungskreuzer VORMANN STEFFENS sofort auslief. Der Hubschrauber Christoph 26 des ADAC wurde alarmiert, um medizinisches Personal auf der „Mellum“ abzusetzen.

Die VORMANN STEFFENS erreichte zuerst die „Mellum“, die etwa dreieinhalb Seemeilen (ungefähr 6,3 Kilometer) entfernt auf Schillig Reede lag, und setzte zwei Seenotretter als Ersthelfer über. Wenig später wurden Notärztin und Rettungssanitäter auf die „Mellum“ abgewinscht. Nach der Erstbehandlung übernahmen die Seenotretter den Mann auf den Seenotrettungskreuzer und brachten ihn mit Ärztin und Sanitäter nach Hooksiel. Etwa um 20.15 Uhr übergaben sie den Patienten im Hafen an den Rettungswagen.

Keine Viertelstunde später erfolgte jedoch die nächste Alarmierung für die VORMANN STEFFENS durch das Kreuzfahrtschiff „World Odyssey“, auf dem Weg von Bremerhaven nach Barcelona. An Bord litt eine 19-jährige junge Frau unter Panikattacken. Die junge Amerikanerin hatte am Tag zuvor eine Weltreise angetreten.

Unter dem Namen „Deutschland“ hat die „World Odyssey“ von 1999 bis 2015 als Drehort der Fernsehserie „Das Traumschiff“ einige Berühmtheit erlangt.

Der Hubschrauber Christoph 26 brachte die Notärztin und den Sanitäter zurück zur VORMANN STEFFENS, die sofort wieder auslief und etwa eine Stunde später das Kreuzfahrtschiff erreichte. Die junge Frau wurde mit einem Besatzungsmitglied der „World Odyssey“ an Bord genommen. Auf der VORMANN STEFFENS erholte sie sich zusehends.

Eine ärztliche Betreuung war nicht weiter notwendig. Die Seenotretter informierten deshalb den Zoll, um die überraschende „Wiedereinreise“ der jungen Amerikanerin nach Deutschland zu organisieren, die Reederei kümmerte sich um ihre Unterbringung, während in den USA die Mutter der Frau ins Flugzeug stieg, um ihre Tochter wieder nach Hause zu holen.

Fotos: DGzRS / Die Seenotretter

OSTSEE

Flensburg / Ochseninseln (Dänemark)

Der Seenotrettungskreuzer NIS RANDERS ist gestern im Einsatz gewesen, um das historische Passagierdampfschiff „Alexandra“ freizuschleppen. Das 1908 gebaute Dampfschiff hatte sich bei den dänischen Ochseninseln festgefahren. Nur wenige Seemeilen entfernt präsentierte sich zu diesem Zeitpunkt die eigentlich in Maasholm stationierte NIS RANDERS auf der Flensburg Boat Show in der Sonwik Marina. Viele interessierte Besucher nutzten den Open-Ship-Termin, um sich über die Seenotretter zu informieren.

Als die Alarmierung um kurz vor 18 Uhr erfolgte, schien zunächst lediglich eine kleine Unterstützung mit dem Tochterboot ONKEL WILLI beim Freikommen des Dampfschiffes nötig zu sein.

Kurze Zeit später fuhr jedoch auch die NIS RANDERS zum Havaristen. Vermutlich durch die Strömung war die „Alexandra“ schwerer festgekommen als erwartet. Mit der starken Zugkraft des Seenotrettungskreuzers und kräftigem Rückwärtsschub des Havaristen kam der Dampfer um 19.15 Uhr frei und konnte seine Fahrt selbständig fortsetzen. Gefahr bestand für die 34 Menschen an Bord nicht.

Kühlungsborn

Zu einem Seenotfall im Hafen von Kühlungsborn war in den frühen Morgenstunden die Freiwilligen-Besatzung des Seenotrettungsbootes KONRAD-OTTO gerufen worden. Ein Segler hatte beim Auslaufen aus dem noch dunklen Hafen eine ausländische Segelyacht bemerkt, die auf die Hafenmole aufgelaufen war. Die Seenotretter entdeckten den schwedischen Segler auf den Granitquadern, wo er vollkommen durchnässt seine Segelyacht an einer Leine festhielt. Der Mann stand so sehr unter Schock, dass er zunächst die Leine seines Schiffes nicht loslassen wollte. Er konnte nicht sagen, wie lange er in der Nacht auf der Mole verbracht hatte und wie es zu dem Unfall gekommen war. Der 73-jährige Schwede war bereits lebensbedrohlich unterkühlt.

Mit Hilfe eines Fischers, dessen Boot näher an die Steinmole heranfahren konnte, übernahmen die Seenotretter den Einhandsegler so schonend wie möglich auf das Seenotrettungsboot. Mit Unterstützung der Feuerwehr brachten sie den Mann an Land, wo er mit dem Rettungswagen sofort ins Krankenhaus gebracht wurde.

Die Seenotretter kümmerten sich um seine Yacht und vertäuten das etwa zehn Meter lange Schiff sicher im Hafen.

Zum Zeitpunkt der Rettung herrschte starker Wind mit fünf Beaufort (bis zu 38 km/h). In der Nacht hatte es zudem immer wieder geregnet.

Die Wasserschutzpolizei nahm den Fall auf.

*abbergen: seemänn. Für „von einem Schiff auf See herunterholen und in Sicherheit bringen“

http://www.seenotretter.de/wer-wir-sind/