Rundgang durch das neugestaltete Besucherzentrum der Meyer Werft

Im emsländischen Papenburg werden die modernsten und größten Kreuzfahrtschiffe der Welt gebaut. Um den Besuchern einen standesgemäßen Eindruck in die Welt der Ozeanriesen zu gewähren, hat die Meyer Werft ihr Besucherzentrum nun für zwei Millionen Euro umgebaut.

Auf einer Fläche von 3500 qm können die jährlich etwa 250.000 Besucher in ca. 2 Stunden den Schiffbau live erleben. Von der Geschichte der Werft über die einzelnen Bauschritte und der Technik bis hin zu den Attraktionen der Ozeanriesen. Ein besonderes Highlight dabei ist der Einblick in die beiden überdachten Baudocks. Erst am 27. März fand die feierliche Neueröffnung statt. Zuvor wurde es seit November 2014 umgestaltet.

Der Preis für die Führung durchs Besucherzentrum plus Busfahrt ist nach dem Umbau angestiegen und beträgt nun 12,90 € pro Person. Für Kinder von 6 bis 18 Jahren lediglich 7,50 €.

Foto: Tobias Bruns / Schiffe-Emde.de

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Wir möchten Sie auf einen Rundgang durch´s Besucherzentrum der Meyer Werft mitnehmen:

Mit einer etwa 10-minütigen Busfahrt von der Papenburger Innenstadt zur Werft und einer kleinen Einleitung zur Stadtgeschichte beginnt die Veranstaltung. Bereits bei der Vorbeifahrt an der 504 m langen Baudockhalle geraten die Besucher ins Staunen. Über den gläsernen Eingang geht es in den Wartebereich. Jede halbe Stunde beginnt eine Führung für etwa 60 Personen.

Foto: Tobias Bruns / Schiffe-Emden.de

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Schließlich beginnt es, im 80 Plätzen großen Kino I, mit einem Filmstreifen über den Bau der Schiffe mit aktuellen eindrucksvollen Bildern der Quantum-Klasse. Im zweiten sehr schön neugestaltetem Kino (siehe Foto oben) geht es um die Geschichte der Meyer Werft. Von der Gründung im Jahre 1795 über den Wandel vom Holz- zum Stahlschiffbau, dem Umzug zum jetzigen Standort bis hin zum Bau des ersten Kreuzfahrtschiffes, der „Homeric“.

Weiter geht es in dem in blaues Licht getauchten Bereich der Modellschiffe. 19 Schiffe im Maßstab 1:100 sind hier zu finden. Von ebenfalls in Papenburg gebauten Gastankern über das Forschungsschiff Sonne bis hin zu aktuellen Kreuzfahrtschiffen wie der „Norwegian Getaway“ oder der „Quantum of the Seas“. Jedes der Modelle kostet zwischen 16.000 € und 25.000 €. Im Maßstab 1:1 würde ein Ozeanriese hingegen im Durchschnitt 750 Millionen € kosten erklärt die Gästeführerin Monika Röben.

Foto: Tobias Bruns / Schiffe-Emden.de

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Wir setzen unsere Besichtigung fort und gelangen nun zu einem Modell des Geländes der Meyer Werft. In zwei Baudocks werden in Papenburg Schiffe gebaut. Zum einen die kleinere „AIDA-Halle“ in der aktuell Blockbau betrieben wird. Zum anderen die große 504 m lange Halle 6 in der die die ganz großen Schiffsgiganten gebaut werden können. An der Wand befinden sich zusätzlich Grafiken und Daten. Hieraus erfahren wir, dass die Meyer Werft 3.140 Mitarbeiter zählt. Auch die anderen beiden Standorte der Werft finden Erwähnung. Auf der Neptun Werft in Rostock werden aktuell Flusskreuzfahrtschiffe gebaut und auf der frisch hinzugekauften Meyer Turku (ehemals STX) wird die Wohlfühlflotte für TUI Cruises, sprich die Mein Schiff 4, 5, 6 und 7 gebaut.

Nun geht es im Detail um die einzelnen Bauschritte mit der Leitfrage: Wie lange dauert es ein Kreuzfahrtschiff zu bauen? Die Meyer Werft baut nach dem Blockbauprinzip. Aus den Stahlplatten entstehen Paneele. Mehrere Paneele ergeben eine Sektion, die bereits mit Kabeln und Rohren vorausgerüstet werden. Aus Sektionen entsteht wiederum ein fertiger Block. Aus 70 – 80 Blöcken besteht dann schließlich ein fertiges Schiff.

Foto: Tobias Bruns / Schiffe-Emden.de

Foto: Tobias Bruns / Schiffe-Emden.de

Es folgt eines der bereits anfangs erwähnten Highlights: Der Einblick in das große Baudock. Hier entsteht aktuell die „Norwegian Escape“ für Norwegian Cruise Line (siehe Bild ganz oben). Nach dem Eindocken zweier Riesen-Blöcke vor etwa vier Wochen ist der Bau bereits weiter fortgeschritten. In ca. 200 Tagen bzw. 6 Monaten und 16 Tagen soll nach dem Ausdocken Ende August am 25.Oktober die Jungfernfahrt ab Hamburg stattfinden. Parallel wird die „Ovation oft he Seas“ für Royal Caribbean gefertigt, welche im Frühjahr 2016 abgeliefert werden soll. Die Meyer Werft ist darüber hinaus bereits bis 2020 ausgelastet.

Foto: Tobias Bruns / Schiffe-Emden.de

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Der Rundgang wird im Bereich der verschiedenen Reedereien fortgesetzt. Die Highlights der Kreuzfahrtschiffe für Norwegian Cruise Line, Royal Caribbean International, Disney Cruise Line und TUI Cruises werden auf Touchscreens dargestellt. Zudem sind mehrere Kabinen zu finden. „Alle 17 Minuten wird bei der 100 % Tochterfirma der Meyer Werft „Ems PreCab“ eine Kabine fertig“, erklärt Monika Röben. Eine riesige Schiffsschraube zieht im weiteren Verlauf der Ausstellung die Blicke auf sich. Das Modell aus Carbon wird im Original aus Bronze mit Kupferlegierung gefertigt.

Foto: Tobias Bruns / Schiffe-Emden.de

Foto: Tobias Bruns / Schiffe-Emden.de

Es folgt ein Filmstreifen über die finalen Bauschritte wie dem Ausdocken, der Emsüberführung und den ersten Kreuzfahrten. Hier können die Besucher auf Sitzgelegenheiten in Form von Deichen Platz nehmen, was die schmale Ems simulieren soll.

Wir neigen uns schon dem Ende der über zweistündigen Führung hin. Zu guter Letzt können die Besucher einen Blick in die kleine Baudockhalle werfen. Hier wurden seiner Zeit die berühmten Schiffe für AIDA Cruises gebaut. Aktuell entstehen hier Blöcke für die „Ovation oft he Seas“. „Mit einem normalen Gartenschlauch würde es 30 Jahre dauern dieses Baudock zu fluten! Beim größeren Dock sogar 40 Jahre!“ weiß Monika Röben. Nach einem Besuch im Werft-Shop und der Gelegenheit ein Souvenir aus Papenburg mitzunehmen, endet die Führung mit der Busrückfahrt in die Innenstadt.

Das neugestaltete Besucherzentrum erfüllt alle Erwartungen. Im Gegensatz zum Früheren gibt es keine sehr sehr großen Veränderungen, doch ob Kreuzfahrtneuling, Interessierter mit Vorkenntnissen oder Kritiker ist garantiert für jeden etwas dabei!

 

(Gastautor: Tobias Bruns von Schiffe-Emden)