Neubauten 2019 – Alle neuen Kreuzfahrtschiffe des kommenden Jahres im Überblick

2019 wird für die Kreuzfahrt-Branche ein Rekordjahr, denn nach 18 avisierten neuen Schiffen, die wir Ihnen vor einem Jahr an dieser Stelle vorgestellt haben, sind es diesmal 24 Einheiten, die in den kommenden 12 Monaten zur Ablieferung kommen sollen. Der folgende Überblick stellt die Schiffe in chronologischer Reihenfolge ihrer voraussichtlichen Indienststellung vor.

Bei genauerer Betrachtung der 24 Schiffe fällt auf, dass der Neubau-Markt noch stärker als im Vorjahr zweigeteilt ist. Während 9 der Neubauten Mega-Kreuzfahrtschiffe mit einer Kapazität für mehr als 2.500 Passagiere darstellen, die für die alteingesessenen Marken Carnival, Royal Caribbean, NCL, Costa, MSC und TUI Cruises den boomenden Mainstream-Markt verstärken, sind 12 und damit die Hälfte aller neuen Schiffe im kommenden Jahr kleine Expeditionskreuzfahrtschiffe mit einer Kapazität für in der Regel weniger als 250 Passagiere. Nur noch zwei neue Schiffe (die „Viking Jupiter“ und die „Spirit of Discovery“) liegen mit knapp 1.000 Passagieren in einer Größenordnung, die vor fünfzehn oder zwanzig Jahren noch den Großteil der internationalen Kreuzfahrt-Flotte ausgemacht hat.

Auch was neue Schiffs-Designs angeht, stechen die Expeditionskreuzfahrtschiffe weit mehr hervor als die Mega-Kreuzfahrtschiffe. Unter letzteren gibt es 2019 keinen einzigen neuen Prototypen; alle 9 Schiffe basieren auf bewährten „Plattformen“ wie der der „Vista“-Klasse von Carnival, der „Breakaway Plus“-Klasse von NCL oder der „Hyperion“-Klasse von Aida. Selbst die „MSC Grandiosa“, das erste Schiff der neuen „Meraviglia Plus“-Klasse, ist stark an ihre namensgebende Vorgängerin aus dem Jahr 2017 angelehnt. Dies wird sich aber 2020 wieder ändern, wenn mit der „Scarlett Lady“ von Virgin Voyages und dem ersten Schiff der „World Class“ von Dream Cruises gleich zwei neue Prototypen in der Größenordnung der Mega-Kreuzfahrtschiffe auf den Markt kommen.

Die unten stehende Aufstellung enthält darüber hinaus vier Neubauten, die bereits für 2018 angekündigt gewesen sind, deren Ablieferung sich aber aufgrund von Schwierigkeiten bei den jeweiligen Bauwerften z. T. beträchtlich verspätet. Hierzu gehören die „Scenic Eclipse“ (Scenic Cruises), die „Flying Clipper“ (Star Clippers), die „World Explorer“ (Quark Expeditions/Nicko Tours) und die „Roald Amundsen“ (Hurtigruten). Das Problem setzt sich 2019 bei weiteren Schiffen fort, und dies nicht nur auf kleinen, im Bau von Passagierschiffen unerfahrenen Werften, sondern auch bei zumindest einem Großen der Schiffbau-Branche. So könnte die verspätete Ablieferung der „AidaNova“ im Dezember 2018 Auswirkungen auf die folgenden Neubau-Projekte der Meyer Werft haben („Spectrum of the Seas“, „Spirit of Discovery“, „Norwegian Encore“). Doch auch im Hause Hurtigruten muss man auf das eigentlich für 2019 geplante Schwesterschiff der „Roald Amundsen“, die „Fridtjof Nansen“, fast ein ganzes weiteres Jahr bis 2020 warten. Hier ist der neuartige Hybrid-Antrieb Grund für die Verspätung – ein Problem, das auch die „World Explorer“ von Quark Expeditions/Nicko Tours getroffen hat.

Ein Ende des Kreuzfahrtbooms ist trotz dieser und anderer Probleme (Stichwort „Overtourism“) nicht in Sicht. Für 2020 stehen gegenwärtig 21 Neubauten in den Auftragsbüchern der Werften und für 2021 weitere 19. Wobei sich die Zweiteilung des Neubau-Sektors in Mega-Kreuzfahrtschiffe auf der einen Seite und exklusive kleine Expeditionskreuzfahrtschiffe auf der anderen Seite weiter fortsetzt. Dass sich angesichts dieser Entwicklung kein Anbieter findet, der Marktlücken wie die der Low Budget-Kreuzfahrtschiffe, Kreuzfahrtschiffe mit Autodeck oder Schiffe und Routen mit flexiblem Ein- und Ausstieg besetzt, mag verwundern, aber wer weiß, was die kommenden Jahre noch an Innovationen und Überraschungen bereithalten.

1. „Mein Schiff 2“, TUI Cruises (Februar 2019)

Die „Mein Schiff 2“ ist das Schwesterschiff der 2018 abgelieferten „Mein Schiff 1“, die wiederum eine leicht vergrößerte Version der „Mein Schiff 6“ (und deren Schwestern) darstellt. Die TUI Cruises-Neubauten haben sich in den letzten Jahren einen guten Ruf erworben wegen ihrer breiten Vielfalt and Sport- und Wellness-Einrichtungen an Bord, aber auch wegen der Vielzahl an innovativen Restaurant-Konzepten. Im Gegensatz zu vielen anderen Kreuzfahrt-Neubauten wird die „Mein Schiff 2“ nicht zu spät oder gerade rechtzeitig, sondern früher fertig als geplant. Die Endausrüstung wird daher wegen der Eissituation in Finnland in Kiel stattfinden, außerdem hat TUI Cruises vor der Jungfernfahrt noch zwei „Vorfreudefahrten“ im Januar ins Programm genommen. Taufe ist am 09.02.2019 in Lissabon.

2018 hat TUI Cruises zwei Neubauten bei Fincantieri bestellt, welche die „Mein Schiff 2“ mit 161.000 BRZ noch einmal um 45% an Größe übertreffen. Wie alle Großen der Branche geht also auch TUI den Weg des „Größer – besser – weiter“. Dabei haben andere längst vorgemacht, dass man auch mit kleinen Schiffen Erfolg haben, sei es Aida mit der „Aida Selection“ oder Cruise and Maritime Voyages mit seinem „Country House“-Konzept. Wir wiederholen daher an dieser Stelle unser Plädoyer vom letzten Jahr für ein TUI-Wohlfühlschiff im Westentaschenformat. „Mein Schiffchen“ sozusagen.

https://www.tuicruises.com/neue-mein-schiff-2

  • Länge: 315,0 m
  • Breite: 36,0 m
  • BRZ: 111.500
  • Passagiere: 2.894 (3.132)
  • Werft: Meyer Turku, Turku (Finnland)
  • Baupreis: ca. 515 Mio. $ (ca. 625 Mio. €)*
  • Schwesterschiff: „Mein Schiff 1“ (2018)

Grafik: TUI Cruises

2. „Viking Jupiter“, Viking Ocean Cruises (Februar 2019)

Das ambitionierte Flottenprogramm von Viking Ocean Cruises umfasst mittlerweile nicht weniger als 16 Schiffe, von denen das letzte 2027 abgeliefert werden soll. Die neue „Viking Jupiter“ ist das sechste davon, die Einheiten 7 („Viking Venus“) und 8 („Viking Tellus“) folgen 2021 und 2022. Die norwegisch-amerikanische Luxusmarke konzentriert sich auf destinationsintensive Kreuzfahrten für ein überwiegend älteres amerikanisches bzw. englischsprachiges Publikum. Die mittelgroßen Schiffe sind im modernen skandinavischen Design eingerichtet und verfügen ausschließlich über Außenkabinen. Die Jungfernfahrt der „Viking Jupiter“ startet am 23.02.2019 in Civitavecchia.

Als 2015 das erste Schiff „Viking Star“ in Dienst gestellt wurde, hatte Viking Ocean Cruises darüber hinaus nur noch eine weitere Einheit im Bau. Zwei Jahre später plante die Reederei mit einer Flotte von acht baugleichen Schwesterschiffen, inzwischen umfasst das Bauprogramm 16 Einheiten, was einer Kapazitätssteigerung von über 20% pro Jahr entspricht. Damit liegt Viking weit über dem Wachstum der Branche, zumal in einem Marktsegment, das derlei Optimismus langfristig womöglich nicht hergibt.

https://www.vikingcruises.co.uk/oceans/ships/viking-jupiter.html

  • Länge: 228,2 m
  • Breite: 28,8 m
  • BRZ: 47.842
  • Passagiere: 946
  • Werft: Fincantieri, Ancona (Italien)
  • Baupreis: ca. 308 Mio. $ (ca. 260 Mio. €)*
  • Schwesterschiff: „Viking Orion“ (2018)

Foto: Viking Ocean Cruises

3. „Costa Venezia“, Costa Crociere (März 2019)

Die „Costa Venezia“ ist der erste Neubau, den Costa speziell für seine Tochter-Marke Costa Asia konzipiert hat; bisher sind unter Costa-Flagge in Fernost ausschließlich bereits vorhandene europäische Costa-Einheiten in Fahrt gekommen. Gleichzeitig ist die „Costa Venezia“ das größte Schiff, das die Reederei bisher für Costa Asia in Dienst gestellt hat. Layout und Design der „Costa Venezia“ basieren auf der Vista-Klasse der Carnival Cruise Line („Carnival Vista“, „Carnival Horizon“ und „Carnival Panorama“). Der Karneval von Venedig bildet das übergeordnete Thema in der Innenausstattung des Schiffes. Die Taufe findet am 01.03.2019 in Triest statt.

Am chinesischen Markt haben sich in den letzten Jahren gleich mehrere Kreuzfahrt-Reedereien „verbrannt“, auch die Großen der Branche. Costa ist dort dank der Zugehörigkeit zum Carnival-Konzern gut etabliert, schafft sich aber demnächst mit der neuen Marke „CSSC Carnival“, einem Joint Venture mit der staatlichen chinesischen China State Shipbuilding Corporation, Konkurrenz im eigenen Haus. Letztere geht ebenfalls im März 2019 mit der „Costa Atlantica“ an den Start, die „Costa Mediterranea“ soll 2020 folgen. Vielleicht dauert es nicht lange, bis die „Costa Venezia“ zurück in Europa ist? Anfang 2020 bekommt die „Costa Venezia“ noch ein Schwesterschiff, das bei aktuellem Stand ebenfalls für Costa Asia vorgesehen ist.

https://www.costakreuzfahrten.de/schiffe/costa-venezia.html

  • Länge: 323,0 m
  • Breite: 37,2 m
  • BRZ: 135.500
  • Passagiere: 4.232 (5.260)
  • Werft: Fincantieri, Monfalcone (Italien)
  • Baupreis: ca. 676 Mio. $ (ca. 594 Mio. €)*
  • Schwesterschiff: Costa NB 2020 (Bau-Nr. 6273)

Grafik: Costa Crociere

4. „MSC Bellissima“, MSC Cruises (März 2019)

Die „MSC Bellissima“ ist das Schwesterschiff der 2017 in Dienst gestellten und im Sommer 2018 ab Hamburg eingesetzten „MSC Meraviglia“. An Bord tritt der weltbekannte Cirque du Soleil auf, ferner führt MSC an Bord einen mit Künstlicher Intelligenz gesteuerten Sprachassistenten („MSC for me“) ein. Die „Galleria Bellissima“ auf Deck 6 verfügt über eine 80 Meter lange LED-Kuppel. Getauft wird das Schiff, auf dem es eine Auswahl von 10 Restaurants und 20 Bars geben wird, am 02.03.2019 in Southampton. Anschließend wird es im Westlichen Mittelmeer eingesetzt.

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