Forschungsschiff Polarstern: Ausbildungsfahrt endet in Kapstadt

Nach einer fünfwöchigen Seereise wird das deutsche Forschungsschiff Polarstern morgen früh die südafrikanische Hafenstadt Kapstadt erreichen. Während der Ausbildungsfahrt von Bremerhaven nach Südafrika haben 32 junge internationale Wissenschaftler an Bord des Eisbrechers gelernt, die Lebenszeichen des Atlantischen Ozeans zu beobachten und zu messen.

Foto: Jaqueline Jerney / Finish Environment Institute, SYKE

Foto: Jaqueline Jerney / Finish Environment Institute, SYKE

Die jungen Forschenden kommen aus 19 Ländern, verteilt auf Europa, Afrika, Asien und Amerika. Ihre Schiffsexpedition wurde gemeinsam vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), von der japanischen Nippon Foundation, der Partnership for Observation of the Global Oceans (POGO) sowie von der Strategic Marine Alliance for Research and Training (SMART) unterstützt, um das Training für Forschungsarbeiten auf See und die Ausbildung in der Meeresforschung zu fördern.

Der Atlantische Ozean mit seinen ausgeprägten biogeographischen Gradienten von Temperatur und Salzgehalt sowie seinen Auftriebsgebieten ist ein wesentlicher Bestandteil des Klimasystems unseres Planeten. „Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der zunehmenden El Niño-Aktivität ist es wichtig zu wissen, wie unsere Ozeane funktionieren“, sagt AWI-Direktorin Prof. Dr. Karin Lochte. „Wir brauchen daher Schiffe, Ausrüstung und, besonders wichtig, gut ausgebildete Wissenschaftler in der ganzen Welt, um die Zukunft des Ozeans für unseren Planeten zu schützen“, begründet POGO- Vorsitzende Prof. Dr. Karen Wiltshire das Ausbildungsengagement.

An einem trüben, nebeligen 29. Oktober hatte das Forschungsschiff Polarstern seinen Heimathafen Bremerhaven mit der Aufgabe verlassen, die 32 jungen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in ozeanographischen Messungen und der Probennahme auf See auszubilden. Auf der Seereise lernten die Studenten zum Beispiel, ozeanographische Messungen vorzunehmen und die Schichtung der Wasserkörper zu interpretieren. Mit Netzen fischten sie nach Planktonorganismen, um diese anschließend unter dem Mikroskop zu identifizieren. Außerdem erstellten die Nachwuchsforscher einen Bestimmungsschlüssel für Planktonalgen, werteten Satellitendaten aus und verglichen diese mit den Messungen auf See.

„Als junge Wissenschaftler brauchen wir so viel praktische Erfahrung wie möglich. Ein Training an Bord eines professionellen Forschungsschiffes wie Polarstern ist eine perfekte Möglichkeit, diese Erfahrung zu sammeln“, sagt die griechische Hydrobiologie-Studentin Eleni Bintoudi.

Geografie-Student Seán Lynch aus Irland fügt hinzu: „Diese Reise ist für mich eine ganz neue Art des Lernens – mitten auf dem Ozean, einschließlich Teambildung unter der Anleitung von Fachleuten. Diese Fahrt wird helfen, eine neue Generation hochseeerfahrener Wissenschaftler zu fördern.“

Auch wenn alle Fahrtteilnehmer sich darauf freuen, wieder an Land zu gehen und ihr neu erworbenes Wissen über den Umgang mit großen Ozean-Datensätzen anzuwenden, so schwang bei einigen angesichts des Expeditionsendes auch ein bisschen Wehmut mit. „Das war ein unglaubliches Erlebnis. Ich werde nie vergessen, was ich auf dieser Reise gelernt habe. Wir sind alle dankbar für die Zeit und die Geduld, welche die Schiffscrew und die Dozenten für uns aufgebracht haben“, sagt die südafrikanische Meeresbiologie-Studentin Amy Wright.

AWI-Direktorin Karin Lochte zieht ebenfalls ein positives Fazit: „Die jungen Meereswissenschaftler haben nicht nur ihre Kenntnisse erweitert, sondern mit ihren Messungen auch zu der Datenbasis der globalen Ozeanbeobachtung und damit auch zum Fortschritt in der für unsere Zukunft so wichtigen Klimamodellierung beigetragen.“