DGzRS: Doppel-Kiellegung für die Seenotretter in Rostock

Tamsen Maritim baut neue Schiffe für Freiwilligen-Stationen der DGzRS – Deutsche Fernsehlotterie fördert Ausbildungsboot

Zwei neue Seenotrettungsboote für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) sind am Dienstag, 1. August 2017, in Rostock auf Kiel gelegt worden. Die Spezialschiffe gehören zu einer Serie von zehn neuen Einheiten, von denen sieben an der Warnow bei Tamsen Maritim und drei an der Weser entstehen. Die beiden jüngsten Neubauten will die Rostocker Werft im Sommer und Herbst 2018 abliefern. Eines der beiden Boote ist für die Aus- und Fortbildung der Seenotretter bestimmt.

Die kleinen, aber sehr leistungsstarken neuen Einheiten der 10,1-Meter-Klasse sind Teil eines umfangreichen Neubauprogramms, mit dem ältere Boote nach und nach ersetzt werden. Damit stellen sich die Seenotretter auf die Herausforderungen der nächsten Jahre ein.

Hierzu gehört auch die ständige Aus- und Fortbildung der überwiegend freiwilligen Besatzungen an Nord- und Ostsee. Für die praktische Ausbildung auf der eigenen Ausbildungsstation der DGzRS in Neustadt i. H. stehen fünf eigene Ausbildungsschiffe zur Verfügung, darunter ehemalige Einsatzschiffe der DGzRS-Stationen.

Erster Neubau für die Ausbildungsstation der Seenotretter

Das nun unter der internen Bezeichnung SRB 72 entstehende Boot wird der erste Neubau für die 1996 gegründete Ausbildungsstation der Seenotretter. „Dank einer Förderung durch die Deutsche Fernsehlotterie erhalten wir ein Ausbildungsboot auf dem neuesten Stand der Technik. Unsere Besatzungen können künftig mit dem Material trainieren, das sie auch auf ihren Stationen vorfinden“, sagt der Vormann der Ausbildungsstation Wolfgang Behnk.

Die Deutsche Fernsehlotterie fördert die Seenotretter mit 525.000 Euro, was etwa der Hälfte der Baukosten des neuen Ausbildungsbootes entspricht. Die hohe Einsatzbereitschaft begeistert Christian Kipper, Geschäftsführer der Deutschen Fernsehlotterie und der Stiftung Deutsches Hilfswerk: „Ohne das Engagement der vielen freiwilligen Rettungsleute und ehrenamtlichen Mitarbeiter käme die DGzRS nicht aus. Wir freuen uns, dass wir dank der Hilfe unserer Mitspieler die wichtige Arbeit der Seenotretter mit unserer Förderung unterstützen können.“

Ein Boot für Seenotretter-„Schüler“ also, da lag es nahe, dass Schüler auch bei der Kiellegung eine besondere Rolle spielten. Die Rostocker Nordlicht-Schule ist in diesem Jahr Partner des Projekts „Klasse Seenotretter!“ der DGzRS. Die beiden Nordlicht-Schülerinnen Luise Storeck und Friederike Schwart legten eine Gedenkmedaille der Deutschen Fernsehlotterie in eine Sektion des Rumpfes ein. Einer Schiffbautradition folgend wird sie an Bord jeden Einsatz mitfahren. Das soll den Seenotrettern, aber auch den Schiffbauern Sicherheit, Glück und Gesundheit verheißen.

Foto: DGzRS / Frank Hormann

Die beiden Schülerinnen Luise Storeck (M.) und Friederike Schwart (l.) von der Rostocker-Nordlicht-Schule legten unter Mithilfe von DGzRS-Inspektor Carl Göner (r.) eine Gedenkmedaille der Deutschen Fernsehlotterie in eine Sektion des Rumpfes von SRB 72 ein.

Namhafte Erbschaft ermöglicht weiteren Neubau

Barbara Soares wiederum übernahm diese ehrenvolle Aufgabe für das andere neue Seenotrettungsboot SRB 71. Die 32-jährige Doktorandin der Universität Rostock unterstützt die Seenotretter im Sommer bei der Öffentlichkeitsarbeit im Informationszentrum Mecklenburg-Vorpommern in Warnemünde. Als Symbol für die Verbindung der Seenotretter mit den allgegenwärtigen Naturgewalten und den technischen Innovationen der Rettungseinheiten legte sie die Zehn-D-Mark-Gedenkmünze „Mensch, Natur, Technik“ in den Neubau ein. Die Sonderprägung war im Jahr 2000 zur Weltausstellung Expo in Hannover erschienen.

Über die Stationierung von SRB 71 hat die DGzRS noch nicht entschieden. Dieser Neubau wird aus einer zweckgebundenen Erbschaft finanziert. „Dafür sind wir sehr dankbar. Das Boot wird seinen Namen nach dem Wunsch des Spenders erhalten“, erläutert DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler. Bekanntgegeben wird er traditionell erst bei der Taufe.

Modifizierte Nachbauten der bewährten 9,5-/10,1-Meter-Klasse

Durchschnittlich 30 Jahre sind die Rettungseinheiten der DGzRS im harten Einsatz auf Nord- und Ostsee. Rein rechnerisch ergibt sich daraus der Bedarf, jährlich durchschnittlich zwei neue in Dienst zu stellen. Die beiden jüngsten Boote werden modifizierte Nachbauten der 9,5-/10,1-Meter-Klasse. Bereits 22 Einheiten dieses Typs haben sich in zahlreichen Einsätzen auch unter extremen Bedingungen zur Zufriedenheit der Besatzungen in allen Revieren hervorragend bewährt.

Foto: DGzRS / Frank Hormann

Die Eckdaten der neuen Seenotrettungsboote:

  • Länge über Alles: 10,1 Meter
  • Breite über Alles: 3,61 Meter
  • Tiefgang: 0,96 Meter
    Verdrängung: 8 Tonnen
  • Geschwindigkeit: 18 Knoten (ca. 33 km/h)
  • Besatzung: Freiwillige
  • Antrieb: ein Propeller, 380 PS

Hohe Seetüchtigkeit, umfangreiche Ausrüstung

Wie alle Einheiten der DGzRS werden die neuen Seenotrettungsboote als Selbstaufrichter konstruiert und vollständig aus Aluminium im bewährten Netzspantensystem gebaut. Der Bootstyp zeichnet sich durch hohe Seetüchtigkeit aus. In Grundsee und Brandung besitzt er gute See-Eigenschaften, manövriert einwandfrei, übersteht heftige Grundstöße und ist in der Lage, dank des rundumlaufenden Fendersystems auch bei höheren Fahrtstufen und unter erschwerten Bedingungen bei Havaristen längsseits zu gehen.

Für Einsätze unter schwierigsten Bedingungen sind bei der Konstruktion umfassende Sicherheitskriterien berücksichtigt worden. Die Boote werden mit modernster Navigationstechnik, leistungsstarken Schlepp- und Lenzgeschirren sowie einer umfangreichen Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung ausgestattet.

Werft-Tagebuch

Der Bau aller neuen Rettungseinheiten der Seenotretter ist im Internet zu verfolgen: www.seenotretter.de/werfttagebuch.

http://www.seenotretter.de/wer-wir-sind/