10 Fragen an Peter Jurgilewitsch – Kreuzfahrtdirektor, Lektor und Weltenbummler

17 Jahre lang war Peter Jurgilewitsch auf der MS Deutschland tätig und gilt heute als einer der erfahrensten Experten im Reise- und Kreuzfahrtbereich. Er ist unter anderem Lektor, Buchautor und aktuell Kreuzfahrtdirektor auf der MS Ocean Majesty von Hansa Touristik, wo wir ihn zum Interview trafen.

Foto: Tobias Bruns

156 von 194 Ländern der Welt hat der 59-Jährige bereits bereist. Bereist heißt für Jurgilewitsch aber nicht nur ein kurzer Zwischenstopp oder der Besuch in einem kleinen Teil des Staates. Peter Jurgilewitsch reist mit Leidenschaft und vermittelt dies in seinen Vorträgen an Bord. Mit seinen eigenen Bildern weckt er Vorfreude auf die Destinationen und erklärt Wissenswertes äußerst glaubhaft aus erster Hand und eigener Anschauung. Studiert hat er Klavier und Orgel, doch seine Reiselust begann schon vor seiner Zeit an Bord von Kreuzfahrtschiffen, wo er zunächst als Lektor tätig war. Heute hat er „alles gesehen, was man mit Schiffen sehen kann“ wie der Mann, der in Bonn zu Hause ist, sagt.

1. Woher kommt ihre Leidenschaft zum Reisen?

Das haben meine Eltern mir offenbar in die Wiege gelegt, denn auch die waren schon sehr reiselustig. Als passionierter Angler war mein Vater Nordland-Fan und jemand der gerne in die Natur war, meine Mutter wollte eher in den Süden. So fuhren wir ein Jahr nach Norwegen, Schweden oder Finnland, wie zum Beispiel 1970 mit dem Privatwagen und Anhänger zum Nordkap, was damals eine echte Abenteuerreise war. Im Jahr darauf ging es dann ans Mittelmeer oder nach Nordafrika, auch zur damaligen Zeit etwas ganz besonders. Die erste Fernreise war 1982 Kalifornien in den USA. Von da an folgten ein bis zwei Reisen im Jahr, irgendwann hat sich das verdichtet und sobald man anfängt eine Liste zu führen, in welchen Ländern man schon gewesen ist, bekommt man Spaß daran.

2. Was ist dabei Ihr Antrieb zum Reisen?

Viele gehen auf Kreuzfahrtschiffe oder in den Tourismus und denken man könne schnell und schön um die Welt reisen, doch das funktioniert nicht. Die Arbeit steht auf einem Schiff im Vordergrund. Wir sind Dienstleister und müssen für den Gast da sein. Ich kann zwar auch meine Fotos machen und ab und an an Land gehen, aber erst wenn ich weiß, dass an Bord alles klar ist. Mein Antrieb ist also, dass ich den Beruf für sehr interessant hielt, denn ich konnte,

  • das auf meinen Reisen erworbenes Wissen praktisch anwenden
  • Sprachen pflegen
  • mit Gästen nah zusammen sein, da ich nicht gerne lange im Büro sitze
  • und habe einen hohen Freizeitwert, denn wenn man dann mal Freizeit hat, befindet man sich in Weltklasse-Städten

3. Wie kam es dazu, dass Sie Kreuzfahrtdirektor wurden?

Zufall, denn das habe ich nicht gezielt verfolgt. Nach privaten Reisen bekamen meine Eltern zur Silberhochzeit eine Kreuzfahrt nach Spitzbergen geschenkt. Ich habe die Leute auf dem Schiff kennengelernt und wurde mit meinem Backround eingeladen, Vorträge an Bord zu halten. Ich habe dann im Urlaub vom Job an Land zwei Mal im Jahr Vorträge gehalten und war schließlich komplett auch hauptberuflich als Lektor unterwegs. Ein Lektor bereitet für die Gästen die Informationen zu den Häfen auf, denn die Zeit auf Kreuzfahrt ist knapp.
Dann kam irgendwann die Frage von Peter Deilmann, ob ich nicht Kreuzfahrtdirektor auf der MS Deutschland werden wolle und bin ins kalte Wasser gesprungen – 17 Jahre lang, so lange das Schiff unter dieser Flagge gefahren ist, war ich dort tätig.
Danach habe ich das weiterverfolgt, denn man ist im Kreuzfahrtgeschäft nie ohne Arbeit. Es gibt auch kein Konkurrenzdenken bei mir: Ich habe kein Problem damit meine Dienste von einer Reederei zur anderen anzubieten, denn die Arbeit auf Kreuzfahrtschiffen ist überall gleich.

4. Was behalten Sie aus Ihrer Zeit an Bord der MS Deutschland besonders in Erinnerung?

Wir haben dieses Schiff nach oben gebracht, wir haben am Anfang den 5 Sterne-Standard gesetzt und 17 Jahre lang gehalten. Das war sehr sehr familiär, einige Kollegen waren wie ich die ganze Zeit über dabei und es war wirklich etwas wie eine zweite Familie, was nur zustande kommt wenn man so lange zusammenarbeitet.

5. Wo liegen die Vorteile der Ocean Majesty?

Die MS Ocean Majesty hat wie auch die MS Deutschland die familiäre und maritime Atmosphäre. Es ist zwar ein schwimmendes Hotel, doch man tritt nach draußen und ist direkt am Meer und nicht wie es auf neuen Schiffen der Fall ist, hinter Plexiglasscheiben. Die Grenze liegt meines Erachtens bei 500-600 Passagieren, damit es familiär bleibt und ich die Chance habe jeden

Gast während der Reise einmal kennen zu lernen. Die kleinen Schiffe sind im Kommen und haben einen großen Anteil an Stammgästen. Hier ist man nicht nur eine Nummer!

6. Was ist das Geheimnis eines guten Vortrages zur jeweiligen Destination?

Man muss hinter dem stehen was man tut! Die Gäste kommen häufig zu mir und sagen, dass sie merken, das ich Freude daran habe – das ist das größte Kompliment für mich. Ablesen oder aus einem Buch zusammenstellen kann jeder, doch wenn ich den Leuten eigene Erlebnisse schildere, dann ist es authentisch – diese Authentizität ist das wichtigste an einem guten Vortrag.

Foto: Tobias Bruns

7. Welche Destination ist Ihr Favorit?

Das größte Reiseerlebnis war für mich die Atacama-Wüste in Bolivien und Peru. Danach folgen Asien mit Kambodscha, Vietnam, Myanmar sowie Indien. Von den klassischen Traumgebieten ist keines dabei. Weder das Great Barrier Reef, da man in der dortigen Natur als Mensch nicht hingehört und auch das wunderschöne Neuseeland oder die Malediven belegen nicht die vorderen Plätze. Sehr schön sind zudem die Seychellen oder Südseeinseln wie Palau. Auch alle Wüsten und Eis faszinieren mich.

8. Wo geht es als nächstes hin bzw. an Bord welcher Schiffe sind sie in 2019 anzutreffen?

In 2019 werde ich erneut auf der Ocean Majesty als Kreuzfahrtdirektor tätig sein. Wie in den letzten Jahren bin ich teilweise auch auf der Europa und Europa 2 von Hapag-Lloyd Cruises als Lektor unterwegs. Außerdem bin ich abseits der Schifffahrt als Reiseplaner für kleinere Gruppen im Einsatz. So möchte ich mich nicht auf eine Tätigkeit beschränken, denn all das sind die Dinge die mich reizen und die ich in Zukunft weiter verfolgen werde.

9. Haben Sie einen Reise-Tipp für unsere Leser?

Kreuzfahrten lohnen sich dann, wenn sie etwas bieten, dass mit dem Auto oder dem Flugzeug nicht möglich ist. Die Ostsee steht da erstaunlicherweise ganz oben, denn die sieben Länder sind ohne Schiff nur sehr kompliziert und teuer zu bereisen. Auch das Mittelmeer im Osten bis in die Ägäis, im Westen bis nach Portugal oder gar Nordafrika hat viel zu bieten. Effektive Reisen sind auch solche, die Inselhopping anbieten. So sind Kreuzfahrten in der Karibik, auf den Azoren oder den Kanaren besonders spannend.

Schön sind auch die Reisen „Rund um Island“ (zum Reise-Ratgeber) oder „Schwedischer Küstenzauber“ (zum Reise-Ratgeber) mit der Ocean Majesty, die die Möglichkeit bieten, ein Land ganz intensiv kennenzulernen.

10. Bitte vervollständigen Sie folgende Sätze.

Klassische Kreuzfahrten sind auch für junge Passagiere geeignet, weil… sie ganz anders sind, als es landläufig verkündet wird.

Mein Lieblingsplatz auf der OM ist… die Observation Lounge.

Ganz oben auf meiner Reise-Liste steht… zu viel – sehr gerne noch etwas in Südamerika wie Paraguay.


Für den Delius Klasing Verlag verfasste Peter Jurgilewitsch bereits mehrere Bücher über verschiedene Kreuzfahrtdestinationen, in denen er sämtliche Anlaufhäfen der Region vorstellt:

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite von Peter Jurgilewitsch

Weitere Informationen zu den Routen von MS Ocean Majesty finden Sie auf  www.hansatouristik.de