Schwesterschiff der „Eye of the Wind“ vor Restaurierungs-Projekt

Neue Mission für die „Meta“

Im Hafen von Trapani im Westen Siziliens liegt der ehemalige Stückguttransporter „Onice“. Der stellenweise rostende Schiffsrumpf kann jedoch über die elegante Linienführung nicht hinwegtäuschen: Das ausgediente Frachtschiff lief im Jahr 1911 bei der traditionsreichen Lühring-Werft in Brake an der Unterweser unter dem Namen „Meta“ vom Stapel. Jetzt will eine Gruppe von Enthusiasten aus Deutschland, Österreich und Italien der maritimen Historie des einstigen Toppsegelschoners ein neues Kapitel hinzufügen.

Foto: Oscar Kravina

Foto: Oscar Kravina

In Trapani auf Sizilien sieht die „Onice“ einer Zukunft als „Null-Emission-Frachtsegler“ entgegen

Foto: Schiffahrtsmuseums der oldenburgischen Unterweser e. V.

Foto: Schiffahrtsmuseums der oldenburgischen Unterweser e. V.

Ein Kapitänsbild der „Meta“ dokumentiert ihr ursprüngliches Erscheinungsbild

Von der Weser ins Mittelmeer

Die 27,7 Meter lange und 7,0 Meter breite „Meta“ hatte bei ihrer Indienststellung eine Segelfläche von 365 Quadratmetern. Erster Eigner der „Meta“ war die Reederei Oltmann aus Brake, die das Schiff in der Nord- und Ostsee einsetzte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie nach Frankreich abgegeben und motorisiert, Marseille wurde zu Beginn der 1920er-Jahre ihr Heimathafen. In den 1930er-Jahren erwarb eine Reederei aus Viareggio im Nordwesten der Toskana das Schiff, dort geschah 1954 die Umbenennung in „Onice“ (deutsch: Onyx). Fortan wurde sie unter wechselnden Eignern von Livorno (Italien) aus sowie im Liniendienst zwischen Sizilien und der vorgelagerten Insel Pantelleria eingesetzt.

Projekt „Fair Transport“

Viele Jahre nach ihrer Außerdienststellung soll die „Onice“ nun durch eine Projektgruppe, darunter deutsche und österreichische Bootsbauer, aufwendig restauriert werden. Am Ende einer auf 24 Monate veranschlagten Umbauphase soll das Schiff als Frachtschiff unter Segeln vollkommen emissionsfrei und CO2-neutral fair produzierte Güter über die Meere transportieren. Als Mitglied der „Fair Transport Foundation“-Flotte wird sich der unter dem Projektnamen „Brigantes“ entstehende Segler ohne Maschinenantrieb fortbewegen. Projektleiter Oscar Kravina erklärt das Konzept: „Immer mehr Produzenten organischer Fairtrade-Produkte suchen nach ökologisch vertretbaren Transportwegen. Wir möchten dazu beitragen, diese Lücke zu schließen, und gleichzeitig auf die wachsende Nachfrage der Verbraucher nach umweltfreundlichen Transport-Alternativen reagieren.“ Neben dem ökologisch nachhaltigen Warentransport sollen zehn Passagiere an Bord Platz finden, die aktiv am traditionellen Segelbetrieb teilnehmen. Das Finanzierungskonzept orientiert sich an den früher weit verbreiteten „Partenreedereien“ und sieht 800 Teilhaber-Anteile zu je 1.000 Euro vor. Info: www.brigantes.eu

Vom Handelsschiff zum Hollywood-Star

Dass die Umwandlung vom ungenutzten Hafenlieger zum stolzen Großsegler gelingen kann, beweist die Geschichte des weitaus berühmteren Schwesterschiffes der „Meta“. Deren Pläne hatten 1911 als Vorlage für den Bau des Gaffelschoners „Friedrich“ gedient, der noch im selben Jahr bei Lühring vom Stapel lief. Zunächst in der Frachtschifffahrt eingesetzt, schien das Ende des Schiffes nach mehreren Eignerwechseln, Namensänderungen, einer Strandung und einem Brand im Maschinenraum im Jahr 1970 unausweichlich. Stattdessen riggten englische Segelschiffs-Enthusiasten den Rumpf komplett neu auf. Seit 40 Jahren ist der Zweimaster unter seinem neuen Namen „Eye of the Wind“ auf den Ozeanen der Welt unterwegs. Bei einer wissenschaftlichen Expeditionsreise stand Seine Königliche Hoheit Prince Charles selbst am Steuer des Rahseglers. Auch vor der Kamera trotzte die „Eye of the Wind“ wilden Stürmen, strandete, brannte aus und sank: In den Filmen „White Squall – Reißende Strömung“, „Die Blaue Lagune“ und anderen Abenteuerstreifen diente die segelnde Hollywood-Diva als Handlungsschauplatz und Filmkulisse. Als ziviles Segelschulschiff zertifiziert, führt die Brigg heute Segeltörns für Urlaubsgäste durch. Info: www.eyeofthewind.net

Foto: H. P. Bleck / FTS Archiv

Foto: H. P. Bleck / FTS Archiv

Die 105 Jahre alte „Eye of the Wind“ ist das Schwesterschiff der „Meta“ und gilt als Legende unter den Großseglern

Steckbrief Eye of the Wind

  • Schiffstyp: Brigg
  • Baujahr 1911
  • Länge 40,23 m, Breite 7,01 m
  • 2 Masten; 750 m2 Segelfläche
  • 6 komfortable Kabinen für 12 Gäste
  • Modernste Sicherheitsstandards
  • Salon mit Bordbibliothek, Decksalon, Sonnendeck
  • Funk (weltweit), Satellitentelefon, Fax, Internet