Kollision auf dem Nord-Ostsee-Kanal – MS SIDERFLY mit 45 Grad Schlagseite

Havariekommando hat die Gesamteinsatzleitung übernommen

Heute Morgen gegen 3:00 Uhr kollidierten auf dem Nord-Ostsee-Kanal, aus bislang ungeklärter Ursache, die MS SIDERFLY (L: 100 m, B: 14 m, Flagge: St. Vincent, Besatzung: 9 Personen aus der Ukraine und Russland, Ladung: Düngemittel) und die MS CORAL IVORY (L: 116 m, B: 16 m, Flagge: Niederlande, Besatzung: 19, holländischer Kapitän und Besatzung aus der Ukraine und Russland, Ladung: Düngemittel). Bei dem Unfall wurde niemand verletzt, die CORAL IVORY wies keine Schäden auf.

Das Frachtschiff SIDERFLY liegt hingegen mit ca. 45 Grad Schlagseite an der Böschung unterhalb der Hochbrücke und hat zwei größere Löcher im Rumpf (3-5 m). Es ist Dieselöl ausgetreten. Zur Zeit wird die SIDERFLY von zwei Schleppern gehalten, weitere Stabilisierungsmaßnahmen sind in der Vorbereitung, Ölsperren werden ausgebracht. Die SIDERFLY befand sich auf dem Weg von Brunsbüttel nach Antwerpen, die CORAL IVORY von Brunsbüttel nach Uusikaupunki (Finnland).

Für den Nord-Ostsee-Kanal bedeutet die Kollision eine weitere Vollsperrung. Aufgrund der starken Böen, die im Norden vorhergesagt wurden, ist ein Ausweichen für wartende Schiffe derzeit nahezu unmöglich.

Update 10:13 Uhr: Ein dritter Schlepper steht in Wartepostion bereit. Aktuell ist keine weitere Neigung der MS SIDERFLY erkennbar, was sich jedoch jederzeit ändern kann.

Update 11:07 Uhr: Die MS SIDERFLY liegt mit unveränderter 45 Grad Neigung an einer Böschung des Nord-Ostsee-Kanals, dennoch scheint die Situation unter Kontrolle und verhältnismäßig stabil zu sein. Aktuell befinden sich seit kurzem zwei Schwimmgreifer vom Wasser- und Schifffahrtsamt vor Ort. Diese haben mit Baggerarbeiten unter dem havarierten Schiff begonnen. Vermutlich möchte man somit eine Grundbegradigung und ein Aufrichten der SIDERFLY erzielen. Sollte dies gelingen, könnten Taucher im Anschluss die Beschädigungen provisorisch reparieren, das Wasser abgepumpt und die MS SIDERFLY für den Abtransport vorbereitet werden. Bisher nur eine mögliche Spekulation, die auch einige Zeit in Anspruch nehmen würde.

Update 11:25 Uhr: Die Kollision entstand vermutlich aufgrund eines Ruderschadens an der SIDERFLY. Trotz Ölsperre befindet sich am Ufer der Unglücksstelle viel Öl und einige leblose Fische.

Update 16:49 Uhr: Laut Medienberichten sind die Schiffe MS SIDERFLY mit dem Düngemittel Urea und der nahezu unbeschädigte Gastanker CORAL IVORY mit Ammoniak beladen. Bei Urea handelt es sich um weisse, verhältnismäßig ungiftige Kristalle, die häufig als Stickstoffdüngemittel Verwendung finden.

Update 29.10.2013 10:12 Uhr: Nordostseekanal bleibt zunächst geschlossen – Stabilisierungsmaßnahmen beendet. Die havarierte SIDERFLY wurde mit Ketten und Drähten an Land verankert, damit sind die Stabilisierungsarbeiten vorerst abgeschlossen. Zur Sicherheit halten zusätzlich zwei Schlepper den Havaristen. Entgegen ersten Meldungen hat das Schiff derzeit eine Schlagseite nach Backbord von 24°. Inzwischen hat der Eigner des Schiffes einen Vertrag mit einem Bergungsunternehmen geschlossen. Morgen werden die Bergungsexperten mit dem Einsatzleiter vor Ort (OSC) des Havariekommandos, weiteren Behörden- und Versicherungsvertretern die Details des weiteren Vorgehens besprechen. Der Nordostseekanal bleibt vorerst geschlossen.

Luftaufnahmen an der Unglücksstelle:

Foto: Havariekommando

Foto: Havariekommando

Foto: Havariekommando

Foto: Havariekommando

Kurz nach der Havarie:

Foto: Frank Behling

Foto: Frank Behling