Hamburger Hafen schlägt 104 Millionen Tonnen Seegüterumschlag in den ersten neun Monaten um

Vom CETA-Freihandelsabkommen mit Kanada wird der Hamburger Hafen profitieren.

Der Seegüterumschlag in Hamburg, der die Segmente Stückgut und Massengut umfasst, liefert für die ersten neun Monate mit 104,3 Millionen Tonnen ein stabiles Ergebnis. Der Umschlag von containerisiertem Stückgut befindet sich mit 6,8 Millionen TEU (20-Fuß-Standardcontainer) wieder auf Wachstumskurs. Der Massengutumschlag blieb mit 34,1 Millionen Tonnen knapp unter dem Vorjahresergebnis. Die sehr gute Entwicklung im Containerverkehr mit Kanada ist für Hafen Hamburg Marketing ein erfreuliches Signal. Das CETA-Freihandelsabkommen wird nach Auffassung der Marketingorganisation für einen zusätzlichen Schub beim seeseitigen Außenhandel sorgen, von dem der Hamburger Hafen profitieren wird.

„Beim Containerumschlag stellen wir für die ersten neun Monate zunächst fest, dass wir mit insgesamt 6,8 Millionen TEU wieder ein leichtes Wachstum (+ 0,4 Prozent) verzeichnen. Bei den beladenen Boxen wurde mit 5,8 Millionen TEU ein Plus von 1,2 Prozent erreicht“, sagt Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing e.V., anlässlich der Hafen Hamburg Quartalspressekonferenz.

Der Umschlag leerer Container fiel dagegen mit 924.000 TEU um 4,3 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum aus. Als eine Ursache für den Rückgang beim Umschlag leerer Boxen führt Mattern die noch nicht realisierte Fahrrinnenanpassung der Elbe an. Nach Einschätzung der Marktforschung von Hafen Hamburg Marketing nutzen Reeder auf ihren besonders großen Containerschiffen wegen der für Hamburg geltenden Restriktionen auf der Elbe und der engen Tidezeitfenster den vorhandenen Transportraum vorrangig für beladene Boxen. Die Leercontainer würden zunehmend über andere nordeuropäische Häfen geroutet, ergänzt Mattern.

Foto: HHM / Michael Lindner

Unter den großen Containerhäfen Nordeuropas weist Hamburg beim Containerumschlag mit 13,7 Prozent den niedrigsten Leercontaineranteil und mit 86,3 Prozent den höchsten Umschlaganteil für beladene Boxen auf.

„Mit einer realisierten Fahrrinnenanpassung könnten wir in Hamburg mehr Container und Massengut umschlagen. Der Rückgang im Segment Leercontainerumschlag wird von uns deshalb weiter genau beobachtet. Unter dem Gesichtspunkt der Wertschöpfung, die bei der Abfertigung beladener Boxen für den Hafen größer einzustufen ist, unterstreicht das Wachstum beim Umschlag beladener Boxen Hamburgs Attraktivität als nordeuropäischer Hub Port“, führt Mattern an.

Der Hamburger Hafen hat sich nach Einschätzung der beiden Hafenexperten in den ersten neun Monaten vor dem Hintergrund weitreichender Umstrukturierungen der großen Allianzen in der Containerschifffahrt, der Schließung des BUSS-Umschlagterminals und den Abfertigungsverzögerungen durch Personalknappheit beim Zoll insgesamt gut behaupten können.

Von den in Hamburg in den ersten neun Monaten umgeschlagenen 6,8 Millionen TEU (+ 0,4 Prozent) wurden 3,5 Millionen TEU Importcontainer (+ 0,7 Prozent) und 3,2 Millionen TEU Exportcontainer (+ 0,1 Prozent) abgefertigt. Die Aufwärtsentwicklung im Containerverkehr mit China, Hamburgs mit Abstand wichtigstem Handelspartner, setzte sich mit 2,0 Millionen TEU (+ 2,5 Prozent) fort.

Mit dem am 21. September vorläufig in Kraft getretenen CETA-Freihandels- und Wirtschaftsabkommen zwischen der Europäischen Union und Kanada werden nach der Ratifizierung durch die Parlamente der EU-Staaten Erleichterungen im Außenhandel eintreten. So sollen bei 98 Prozent der betroffenen Handelswaren die Zölle entfallen und auf Einschränkungen bei der Ein- und Ausfuhr weitestgehend verzichtet werden. Auch die Angleichung von Industriestandards soll durch einheitliche Vorgaben für viele Waren den Handel einfacher machen. Kanada zählt mit einem Handelsvolumen von rund 64 Milliarden Euro zu den Top Ten-Handelspartnern der EU. Der Außenhandel Deutschlands mit Kanada beläuft sich auf rund 14 Milliarden Euro. Kanada nimmt im Ranking der wichtigsten Handelspartner des Hamburger Hafens im Containerverkehr die Position 13 ein. Zwischen dem Hamburger Hafen und Kanada bieten drei Liniendienste im Containerverkehr und ein Multipurpose-Dienst regelmäßige Abfahrten an. Im Containerverkehr mit Kanada wurden in den ersten neun Monaten 144.000 TEU (+ 20,5 Prozent) umgeschlagen. Mit Halifax ist sogar ein kanadischer Hafen Mitglied bei Hafen Hamburg Marketing und nutzt die vielfältigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Unter den rund eine Million Tonnen Exportgüter, die via Hamburg nach Kanada verschifft werden, befinden sich unter anderem chemische Erzeugnisse, Nahrungs- und Genussmittel, Metalle- und Metallerzeugnisse sowie Maschinen, Ausrüstungen und Haushaltsgeräte. Als Importe kommen aus Kanada rund drei Millionen Tonnen Güter. In Hamburg werden vor allem Erze, Kohle, Erzeugnisse der Landwirtschaft und Nahrungs- und Genussmittel umgeschlagen.

Erfreulich ist ebenfalls die positive Umschlagentwicklung in dem für den Hamburger Hafen besonders wichtigen Ostseeverkehr. Dieser stieg um 2,8 Prozent auf insgesamt 1,4 Millionen TEU. So kam der seeseitige Containerverkehr mit Schweden auf 220.000 TEU (+ 20,9 Prozent) und mit Polen auf 172.000 TEU (+ 7,7 Prozent). Auch Litauen (95.000 TEU), Lettland (88.000 TEU) und Estland (35.000 TEU) trugen mit Steigerungen zwischen 5,8 Prozent und 18,8 Prozent zum Wachstum der Ostseeverkehre bei. Insgesamt entwickelten sich die Europa-Containerverkehre des Hamburger Hafens mit 2,0 Millionen TEU (+ 1,6 Prozent) positiv. Weitere Länder mit deutlichem Wachstum im Containerverkehr waren mit 52.000 TEU (+ 62,6 Prozent) Vietnam, mit 57.500 TEU (+ 43,4 Prozent) Chile, mit 68.000 TEU (+ 22,7 Prozent) Mexiko und mit 57.000 TEU (+ 25,5 Prozent) Israel.

Mehr Großcontainerschiffe in Hamburg

Mit einer Anzahl von 167 Containerschiffsanläufen (+ 36,9 Prozent) der Größenklasse 14.000 bis 17.999 TEU Stellplatzkapazität und 77 Containerschiffsanläufen (+ 87,8 Prozent) der Größenklasse 18.000 bis 20.000+ TEU Stellplatzkapazität, nahm die Zahl besonders großer Containerschiffe im Hamburger Hafen weiter zu. Unter den Ankünften waren auch die Erstanläufe der Mega-Carrier MOL TRUST mit 20.170 TEU Stellplatzkapazität und MUNICH MAERSK mit 20.568 TEU Stellplatzkapazität. Dass Großcontainerschiffe wegen der noch nicht realisierten Fahrrinnenanpassung der Elbe nicht optimal ausgelastet Hamburg anlaufen und verlassen können, ist nach Auffassung der beiden Vorstände die Hauptursache für ein nur leichtes Wachstum im Containerverkehr.

„Die Fahrrinnenanpassung ist für Hamburg wichtig und sollte endlich in die Realisierung gehen. Mehr Tiefgang und eine bessere Begegnungsmöglichkeit auf der Elbe bietet mehr Sicherheit und Flexibilität bei der Verkehrssteuerung auf der Elbe und bringt gleichzeitig enorme Vorteile für die Handelsschifffahrt. Großcontainerschiffe können je Anlauf zusätzlich 1.600 und mehr Container (TEU) nach Hamburg bringen und beim Verlassen des Hafens mitnehmen“, erläutert Ingo Egloff, Vorstand Hafen Hamburg Marketing.

Für beide Vorstände von Hafen Hamburg Marketing ist es nicht akzeptabel, dass wichtige Infrastrukturvorhaben, wie die Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe, durch inzwischen kaum noch zeitlich kalkulierbare Klageverfahren von Umweltverbänden und anderen Klägern blockiert werden.

„Es wird für uns zunehmend schwerer, unseren internationalen Hafenkunden zu erklären, warum trotz eines 2012 erlassenen Planfeststellungsbeschlusses und des im Februar 2017 vom Bundesverwaltungsgericht gesprochenen Urteils die Realisierung der Fahrrinnenanpassung immer noch auf sich warten lässt. Kritisch ist auch zu sehen, dass anscheinend klagende Verbände unverändert das Ziel der endgültigen Absage der Fahrrinnenanpassung verfolgen und dabei den volkswirtschaftlichen Schaden, der bereits durch die jahrelange Blockade entstanden ist und die weiteren wirtschaftlichen Auswirkungen auf die weitere Hafenentwicklung mit den damit verbundenen Arbeitsplätzen völlig unberücksichtigt lassen“, merkt Egloff kritisch an.

Beim Massengutumschlag, der in den ersten neun Monaten mit 34,1 Millionen Tonnen (- 1,0 Prozent) insgesamt stabil ausfiel, entwickelten sich die Importe und Exporte unterschiedlich. Auf der Importseite kam es mit 25,1 Millionen Tonnen (- 2,5 Prozent) zu einem leichten Rückgang. Der mit 3,0 Millionen Tonnen (- 4,9 Prozent) schwächer ausgefallene Umschlag von Sauggut und der mit insgesamt 7,4 Millionen Tonnen (- 8,1 Prozent) rückläufige Umschlag von Flüssigladung sind als Ursache zu nennen. Der Bereich Greifergut behauptete mit 14,7 Millionen Tonnen (+ 1,1 Prozent) seine Position als das stärkste Segment beim Massengutumschlag. Der Export von Massengut konnte mit insgesamt 9,0 Millionen Tonnen (+ 3,6 Prozent) erneut gesteigert werden. Die positive Entwicklung beim Export von Massengut zeigt unterschiedliche Ausprägungen in den Teilsegmenten. So fiel der Sauggutumschlag auf 3,0 Millionen Tonnen (- 18,4 Prozent). Der Umschlag von Greifergut legte mit einem Ergebnis von 2,9 Millionen Tonnen um 11,8 Prozentpunkte zu und der Umschlag von Flüssigladung kletterte mit 3,2 Millionen Tonnen sogar um 26,8 Prozent. Der nicht-containerisierte Stückgutumschlag, von zum Beispiel großen Anlagenteilen und rollender Ladung, blieb in den ersten neun Monaten mit insgesamt 1,1 Millionen Tonnen (- 9,4 Prozent) unter dem vergleichbaren Vorjahresergebnis.

Drittes Quartal bringt Rekordergebnis im Containertransport auf der Schiene

Mit rund 2.000 wöchentlich angebotenen Containerzugverbindungen ist Hamburg Europas größter Eisenbahnhafen. Das dritte Quartal brachte mit etwas mehr als 611.000 TEU, die per Eisenbahn in oder aus dem Hamburger Hafen transportiert wurden, ein Rekordergebnis. Gegenüber dem zweiten Quartal war das ein Plus von 8,8 Prozent. Für den gesamten Zeitraum der ersten neun Monate wurden beim Bahntransport des Hamburger Hafens 34,4 Millionen Tonnen (- 2,9 Prozent) und rund 1,8 Millionen TEU (- 2,0 Prozent) ermittelt.

„Das Rekordergebnis im dritten Quartal verdeutlicht Hamburgs Leistungsfähigkeit im umweltfreundlichen Containertransport auf der Schiene. Bis zu 220 Güterzüge mit bis zu 5.900 Waggons werden täglich im Hamburger Hafen abgefertigt. Rund elf Prozent des gesamten deutschen Schienengüterverkehrs beginnen oder enden im Hamburger Hafen“, betont Ingo Egloff.

Der Hamburger Hafen ist Deutschlands größter Universalhafen und sichert mehr als 155.000 Arbeitsplätze in der Metropolregion Hamburg. Der Hafen ist auch wichtiger Industriestandort und mit einer Bruttowertschöpfung von jährlich 21,8 Milliarden Euro von großer Bedeutung für die gesamte deutsche Volkswirtschaft. Für das Jahr 2017 rechnet die Marketingorganisation des Hamburger Hafens mit einem Seegüterumschlag von 138 Millionen Tonnen und mit rund 8,9 Millionen TEU beim Containerumschlag, also mit einem Ergebnis auf Vorjahresniveau.

www.hafen-hamburg.de