Hamburg: Anlauf des größten Containerschiffs der Welt

Auf ihrer Jungfernfahrt hat die „CMA CGM Marco Polo“ als ersten kontinentaleuropäischen Hafen Hamburg angelaufen. Das Großschiff mit Platz für 16.020 Standardcontainer wird am HHLA Container Terminal Burchardkai abgefertigt. Die französische Großreederei CMA CGM setzt auch wegen der geografischen Lage und der Hinterlandanbindung Hamburgs auf die Hansestadt.

Foto: madle-fotowelt

Die „CMA CGM Marco Polo“ lief als erstes Großcontainerschiff mit einer Kapazität von über 16.000 Standardcontainern (TEU) am Mittwochmorgen den Hamburger Hafen an. Dort machte das neue Flaggschiff der französischen Reederei CMA CGM an einem Großschiffsliegeplatz des HHLA Container Terminals Burchardkai (CTB) fest. Die „Marco Polo“ ist 396 Meter lang und 53,6 Meter breit. Das größte Containerschiff der Welt verkehrt im FAL1-Dienst auf der bedeutendsten internationalen Handelsroute zwischen Fernost und Nordeuropa – dem wichtigsten Fahrtgebiet des Hamburger Hafens.

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Mit der „Marco Polo“ übernimmt CMA CGM erneut eine Vorreiterrolle in der Schiffsgrößenentwicklung. Sie ist das erste von drei Schiffen dieser Größenklasse, die alle nach großen Entdeckern benannt werden. Bereits im Juli 2010 hatte die Reederei die „CMA CGM Christophe Colomb“, das damals mit 13.800 TEU größte Containerschiff, welches jemals den Hamburger Hafen angelaufen hat, bei seinem Erstanlauf in der Hansestadt am Burchardkai abfertigen lassen. „Aufgrund der guten Hinterlandanbindung nach Zentral- und Osteuropa sowie der hervorragenden Transshipmentanbindung an den skandinavischen und baltischen Raum hat CMA CGM sich bewusst dazu entschieden, mit Schiffen wie der ‚CMA CGM Marco Polo´ Hamburg anzulaufen. Wir müssen mit unseren Schiffen möglichst nah an unsere Kunden herankommen, welche den Hamburger Hafen ebenso schätzen wie wir. Die verzögerte Elbvertiefung erschwert es uns, eine verlässliche Abfertigung zu ermöglichen, da wir bereits heute die Elbe nur unter Einschränkungen befahren können, bedingt durch zeitlich eng begrenzte Tidefenster und den eingeschränkten Tiefgang für die immer größer werdenden Schiffe“, erklärte Reinhard Peschel, Geschäftsführer der CMA CGM Deutschland GmbH.

Um die steigende Zahl von Schiffen mit mehr als 10.000 TEU auch künftig möglichst gut abfertigen zu können, wird die Kooperation zwischen allen Beteiligten im Hamburger Hafen und auf der Elbe weiter intensiviert. „Dabei setzen wir auf eine enge Zusammenarbeit mit der Revierzentrale in Brunsbüttel, dem Oberhafenamt in Hamburg sowie den Elb- und Hafenlotsen. Um die Abstimmung noch weiter zu verbessern, stocken wir unsere gemeinsam mit Eurogate betriebene Feeder Logistik Zentrale personell auf, um von dort künftig auch die Koordination der Großschiffsverkehre zu unterstützen“, sagte Dr. Stefan Behn, HHLA-Vorstand für das Segment Container.

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Um die Leistungsfähigkeit des CTB weiter zu steigern und seine Kapazität nachfragegerecht auszubauen, hat die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) in den vergangenen Jahren rund 400 Millionen Euro in ihren größten Terminal investiert. Einen Schwerpunkt bilden die modernen Großschiffsliegeplätze mit Tandembrücken, die vier 20-Fuß-Container oder zwei 40-Fuß-Container in einer Bewegung löschen oder laden können. „Wir haben den Burchardkai gezielt auf die Abfertigung von Großcontainerschiffen der neuesten Generation vorbereitet. Durch kontinuierliche Innovationen und den großen Einsatz unserer Mitarbeiter halten wir unsere Terminals an der europäischen Spitze“, so Dr. Behn.

„Der Hamburger Hafen ist eine attraktive Drehscheibe für die ganz großen Schiffe, das zeigt jetzt auch der Erstanlauf eines 16.000-TEU-Schiffs. Damit er diese wichtige Funktion noch besser erfüllen kann, hoffe ich auf eine zügige Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts für den Start der Baumaßnahmen zur Fahrrinnenanpassung“, erklärte Claudia Roller, Vorstandsvorsitzende des Hafen Hamburg Marketing e.V. Roller beobachtet eine steigende Anzahl von Außergewöhnlich Großen Fahrzeugen (AGF) im Hamburger Hafen. 2011 waren es bereits 894 Anläufe von Seeschiffen mit einer Schiffslänge von mehr als 330 Metern und/oder einer Schiffsbreite von mehr als 45 Metern.

Die neuen Containerschiffe zeichnen sich dabei häufig nicht allein durch ihre Größe, sondern auch durch eine besonders umweltschonende Technik aus. So verfügt die „CMA CGM Marco Polo“ über ein leicht gedrehtes, frei schwebendes Ruder, das durch ein verbessertes Strömungsverhalten des Schiffes den Energieverbrauch senkt und so auch CO2-Emissionen einspart. Ihre elektronisch kontrollierte Hauptmaschine verbraucht durchschnittlich 3 Prozent weniger Treibstoff und 25 Prozent weniger Schmieröl als die Vorgängeraggregate. Der optimierte Schiffsrumpf senkt den Energieverbrauch nochmals.

Derartige Schiffe steigern die ökologische Qualität der Transportkette – und dies umso mehr, wenn sie tief ins Binnenland fahren und ihre Ladung dann per Zubringerschiff (Feeder) oder Bahn ins europäische Hinterland transportiert wird. Mit ihrem hohen Feederanteil von über 25 Prozent am wasserseitigen Umschlag und einem Bahnanteil von über 70 Prozent im landseitigen Fernverkehr knüpfen die Hamburger HHLA-Containerterminals ökologisch vorbildliche Transportketten. Zudem bietet Hamburg Richtung Mittel- und Osteuropa im Vergleich zu den westlich gelegenen Nordrange-Häfen in vielen Relationen einen um 250 bis 450 Kilometer kürzeren Landweg.

Damit kann der Hamburger Hafen ökologisch wie volkswirtschaftlich für sein heutiges Hinterland im Vergleich zu Rotterdam oder Antwerpen deutlich punkten. Die maritime Logistikkette über Hamburg vermeidet jährlich hunderttausende von Lkw-Fahrten, entlastet spürbar die Straßen, macht sie sicherer und vermindert Lärm und klimaschädliche Emissionen. So würden die 16.020 TEU, die auf der „CMA CGM Marco Polo“ Platz finden, eine Lkw-Schlange von rund 138 Kilometern Länge verursachen. Derzeit kann sie den Hamburger Hafen wegen der weiter verzögerten Fahrrinnenanpassung allerdings nicht voll beladen anlaufen und verlassen. Dadurch kann das ökologische und verkehrswirtschaftliche Potenzial des Hamburger Hafens vorerst nicht voll ausgeschöpft werden.

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