Forschungsschiff Polarstern nach Antarktisexpeditionen in Bremerhaven erwartet

Antarktissaison endet nach einem halben Jahr im Heimathafen

Am heutigen Mittwoch, den 11. Mai 2016 wird das Forschungsschiff Polarstern nach gut sechs Monaten Antarktisexpeditionen in seinem Heimathafen Bremerhaven zurück erwartet. Im Südsommer war das Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), im südlichen Weddellmeer bis an das Filchner-Ronne-Eisschelf vorgedrungen, wo ozeanografische und biologische Arbeiten im Fokus standen. Außerdem hatten die Expeditionsteilnehmer hier ein Forschercamp logistisch unterstützt.

Foto: Alfred-Wegener-Institut / Folke Mehrtens

Foto: Alfred-Wegener-Institut / Folke Mehrtens

Nur wenige Forschungsschiffe weltweit sind in der Lage, so weit ins Südpolarmeer vorzudringen, wie es der Polarstern auf dieser Antarktisexpedition gelungen ist. Das Gebiet um den sogenannten Filchner-Graben ist jedoch für Ozeanographen und Biologen extrem spannend: Hier interagieren sehr kaltes Eisschelfwasser aus dem Süden und vergleichsweise warmes Tiefenwasser aus dem Weddellmeer. Das Aufeinandertreffen dieser unterschiedlichen Wassermassen treibt die globale Ozeanzirkulation an und sorgt für die Belüftung des tiefen Ozeans. Die Wissenschaftler vermuten, dass auch der biologische Artenreichtum mit den hydrographischen Besonderheiten in dieser Region zusammenhängt.

Messungen von einer Polarstern-Expedition im Winter 2013/14 und anschließende Modellrechnungen weisen darauf hin, dass sich die Hydrographie in diesem Gebiet derzeit klimabedingt verändert. Die Erforschung des Ist-Zustandes ist besonders wichtig, um eventuelle zukünftige Veränderungen einordnen zu können. Daher untersuchen die Ozeanographen die verschiedenen Wassermassen und Strömungen ebenso genau, wie Biologen die Vielfalt der antarktischen Lebewelt unter die Lupe nehmen.

Ergänzend zu den Messungen auf dem Schiff findet eine internationale Bohrkampagne auf dem Filchner-Schelfeis statt. Gemeinsam mit dem British Antarctic Survey und norwegischen Partnern durchbohren AWI-Forscher in den Jahren 2015 bis 2017 an vier Stellen das Schelfeis, um Messgeräte in der Wassersäule unter dem 400 bis 1.200 Meter dicken Schelfeis zu verankern. Für dieses Projekt hat die Polarstern während dieses Südsommers wissenschaftliches Equipment und Versorgungsgüter an einem Depot an der Kante des Ronne-Schelfeises abgegeben, damit die Bohrungen in der folgenden Saison 2016/17 stattfinden können.

„Wir sind viel besser an die Schelfeiskante gekommen, als ich zu hoffen gewagt hatte“, sagt AWI-Ozeanograph Dr. Michael Schröder, der den Fahrtabschnitt zum Filchner-Ronne-Schelfeis von Anfang Dezember bis Mitte Februar geleitet hat. Unterstützt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Ausgründungsprojekt „Drift and Noise“ und der AWI-Meereisgruppe an Bord hatte er hochauflösende Satellitenaufnahmen des Meereises zur Verfügung. Gemeinsam mit dem Kapitän konnte er auf dieser Basis die Eissituation gut einschätzen und den einfachsten Weg durch das Eis wählen.

Nach dieser Expedition ins südliche Weddellmeer stand eine achtwöchige geowissenschaftliche Fahrt in die Drake-Passage an, bevor sich Polarstern am 10. April in Punta Arenas, Chile, mit Schwerpunkt Atmosphärenforschung auf den Rückweg nach Bremerhaven machte. Nach einem Zwischenstopp auf den Kanaren sind aktuell neben der Schiffscrew 39 wissenschaftliche Fahrtteilnehmer an Bord, von denen 25 an einem Trainingskurs zu Echolot-Systemen teilnehmen. Die Polarstern wird bis voraussichtlich Mitte Juni zu standardmäßigen Wartungs- und Reparaturarbeiten in der Lloyd-Werft bleiben, bevor die Arktissaison beginnt.