10 gute Gründe, auf einer Kreuzfahrt im Buffet-Restaurant essen zu gehen

Satt essen mit Meerblick und glücklichen Kindern

Es ist eine dieser lästigen Traditionen, die sich auf Kreuzfahrtschiffen scheinbar nicht abschaffen lassen. Ausgerechnet zum abendlichen Auslaufen öffnen die Tore des Restaurants, man erscheint wie im Tagesprogramm befohlen in schicker Kleidung, die aber viel zu unbequem sitzt, und verbringt am Ende zwei geschlagene Stunden damit, in schlechter Gesellschaft und mit quengeligen Kindern auf diverse Menü-Gänge zu warten, während am Nebentisch schon längst wieder abgeräumt wird. Und ist am Ende nicht mal satt.

Doch zum Glück geht es inzwischen auch anders. Vor einigen Jahren haben die großen Kreuzfahrtreedereien nämlich damit begonnen, ihre Buffet-Restaurants auch abends zu öffnen. Und siehe da: Was bis dahin geradezu ein Sakrileg gewesen ist, erfreut sich immer größerer Beliebtheit, Kreuzfahrt-Tradition hin oder her. Wir nennen Ihnen zehn gute Gründe, warum Sie auf Ihrer nächsten Kreuzfahrt am Abend anstatt ins A la-Carte- einfach mal ins Buffet-Restaurant gehen sollten:

1. Beobachten Sie entspannt das Auslaufen aus dem Hafen!

Schon mal bemerkt? Die erste Tischzeit im Hauptrestaurant beginnt bei den meisten Reedereien um 18 Uhr – zu genau der Zeit also, wenn das Schiff an vielen Abenden aus dem Hafen ausläuft. Natürlich verzögert sich die Abfahrt manchmal durch die obligatorischen Spätheimkehrer vom Landausflug. Oder man selber lässt sich ein paar Minuten Zeit bis zum Erscheinen im Restaurant. Die Kapitäne warten aber allein schon aus Kostengründen nicht ewig mit dem Ablegen, und seine Tischnachbarn im Restaurant warten lassen will man ja auch nicht. Also heißt die Qual der Wahl oft: An Deck stehen und fotografieren (und hungern) ODER essen gehen und auf die Eindrücke an der frischen Luft verzichten. Aber macht man eine Schiffsreise nicht in erster Linie, um fremde Häfen und Länder zu sehen? Da kommt das Buffet-Restaurant wie gerufen. Nach dem Gucken an Deck entspannt ein paar Schritte auf (meistens) demselben Deck nach vorne tun, und schon holt man das Essen ein wenig zeitversetzt nach.

2. Genießen Sie Meerblick und Mondschein!

Um den Kellnern nicht mehr Arbeit und Rennerei zu machen als ohnehin schon, liegen die Hauptrestaurants der großen Kreuzfahrtschiffe meist auf den unteren Decks – mit kurzen Wegen zur Küche, die wiederum kurze Wege zu den Provianträumen braucht. Und Tische mit Meerblick gibt es zwar, doch sie sind rar – der überwiegende Teil befindet sich weitab jeglicher Fenster. Und selbst wenn man einen Tisch mit Meerblick ergattert hat, sieht man dort meist nicht mehr als ein paar Wellen. Anders im Buffet-Restaurant. Dort muss kein Kellner mehrmals pro Abend volle Tabletts durch enge Reihen Tische und Stühle balancieren, also befindet es sich meistens auf den obersten Decks. Mit dem Vorteil, dass die Aussicht dort grandios ist. Wer also Wert legt auf das große Panorama beim Essen, sollte am Abend unbedingt das Buffet-Restaurant wählen. Hier ist sogar der Mondschein mit inbegriffen, wenn man sich mit dem Essen ein wenig Zeit lässt am Abend.

3. Essen Sie wie zu Hause – am eigenen Tisch!

Seit bei den großen Kreuzfahrtreedereien Algorithmen festlegen, wer zu welcher Sitzung mit wem im Restaurant zusammensitzt, braucht man sich als Pärchen oder Familie inzwischen keinen Illusionen mehr hinzugeben, im A la Carte-Restaurant in Ruhe unter sich bleiben zu können. Da an einen Achtertisch vier Pärchen oder auch zwei vierköpfige Familien passen, ist eine effiziente Belegung die Hauptmaxime bei den Reedereien, die traute Zwei- oder Viersamkeit muss man sich dagegen immer öfter bei Maitre d’ erkämpfen. Nicht so im Buffet-Restaurant. Wenn ein guter Teil der Passagiere im Hauptrestaurant speist, sind dort nämlich am Abend jede Menge Tische frei, zwischen denen man frei wählen kann. Der zwanghafte Smalltalk mit Tischnachbarn, um die man nicht gebeten hat, entfällt also, stattdessen is(s)t man in Ruhe unter sich. Wie zu Hause.

4. Erleben Sie entspannte Kellner!

Wer wissen will, wie das Alltagsleben eines Kreuzfahrtkellners aussieht, sollte unbedingt das Buch „Cruise Confidential“ von Brian David Bruns lesen. Doch auch wer dieses großartige Buch nicht kennt, sollte wissen, dass die Restaurantkellner auf einem Kreuzfahrtschiff nicht zu beneiden sind. Nicht enden wollende Sonderwünsche der Passagiere, Besteck stehlende Kollegen und unmenschliche Arbeitsschichten sind nur drei Gründe, weswegen man mit diesen Angestellten nicht tauschen möchte. Entsprechend angespannt ist daher leider oft auch das Arbeitsklima im Restaurant zur Hauptessenszeit. Ganz anders dagegen der Service im Buffet-Restaurant. Zeitdruck gibt es hier keinen, ums Essen kümmern sich die Passagiere selber, und selbst Getränke gibt es am Buffet oft gratis, jedenfalls die weniger ausgefallenen. Von Kellnern, die „übermüdeten Zombies“ (Bruns) gleichen, keine Spur, im Gegenteil. Hier können die Damen und Herren Kellner plötzlich lächeln, haben ein Ohr für Smalltalk und singen mitunter sogar leise (oder auch laut) vor sich hin bei der Arbeit. So schön kann Kreuzfahrt sein.

5. Warten Sie keine 25 Minuten auf eine Cola!

Jeder Kreuzfahrer kennt diese Situation: Der Getränkekellner war gerade erst am Tisch und ist wieder in weit entfernte Gefilde des Restaurants verschwunden, da hat das Kind (wahlweise die Ehefrau/der Geschäftspartner/die Reisebekanntschaft) seine Cola ausgetrunken. Und will eine neue. Doch woher nehmen? Die normalen Kellner sind dafür nicht zuständig, und selbst wenn man den Getränkekellner erwischt, kann es nun eine Ewigkeit dauern, bis das außer der Reihe bestellte Getränk auch tatsächlich am Tisch ankommt. Was übrigens vor allem dann gilt, wenn man keines der von der Reederei angepriesenen Getränkepakete bestellt hat oder sich gleich zu Beginn der Reise nach einem Blick in die Weinkarte für den Rest der Kreuzfahrt auf Mineralwasser und Softdrinks verständigt hat. Anders im Buffet-Restaurant. Dort ist nicht nur die Bar nie weit, sondern auch Kellner wuseln praktisch ständig um einen herum. Sie gehen mit einem Schluckspecht auf Kreuzfahrt? Dann essen (bzw. trinken) Sie abends im Buffet-Restaurant!

6. Essen Sie sich satt!

Zugegeben: A la Carte-Menüs sind ein Genuss. Die Zutaten sind erlesen, die Kompositionen kreativ, und auch optisch macht das Ganze viel her. Allein: Man wird manchmal einfach nicht satt davon, so klein sind die Portionen. Doch wenn man den ganzen Tag an Land verbracht und sowohl dort als auch auf dem Schiff das Mittagessen verpasst hat, hat man abends einfach Hunger. Und da ist das Buffet-Restaurant aus ganz profanen Gründen die bessere Wahl, denn man kann dort nicht nur essen, was man will, sondern auch so viel, wie der Magen eben aushält. Wenn Sie also nach einem anstrengenden Tag mit viel frischer See- (oder auch Land-) Luft sicher sein wollen, dass Sie abends auch tatsächlich satt werden, gehen Sie ans Buffet.

7. Die Qual der Wahl

Es hat lange gedauert, bis die Kreuzfahrtreedereien erkannt haben, dass es Sinn macht, ihren Kunden abends eine Alternative zu den großen Hauptrestaurants zu bieten. Und selbst dann blieb einem lange Zeit nur die Wahl zwischen Pizza und Burgern – Speisen, die auch abseits der Schiffsküche schnell zuzubereiten waren. Diese Zeiten sind jedoch vorbei. Wenn Sie im Jahr 2016 im Buffet-Restaurant eines großen Kreuzfahrtschiffes speisen, haben Sie dort oftmals an einem Abend allein eine Auswahl an Gerichten, die Ihnen so manches kleinere Kreuzfahrtschiff im A la Carte-Restaurant in einer ganzen Woche nicht bieten kann. Wenn Sie also lieber auf der sicheren Seite sein wollen und beim Gala-Dinner nicht von einer Auswahl von drei Menüs böse überrascht werden möchten, die Ihnen alle nicht zusagen, verlassen Sie sich auf die Köche am Buffet. Dort ist garantiert für jeden Geschmack etwas dabei.

8. Tun Sie Ihren Kindern einen Gefallen!

Kreuzfahrten mit Kindern machen Spaß, nicht zuletzt den lieben Kleinen. Mit einem zweistündigen Gala-Dinner, das vor allem aus Warten und Smalltalk mit Fremden besteht (womöglich noch in einer Fremdsprache, welche der Nachwuchs weder spricht noch versteht), kann man aber nicht nur seinen Kindern, sondern auch sich selbst leicht den ganzen Abend verderben. Wenn Sie also ihren Kindern einen Gefallen tun wollen und nicht unbedingt ein Gourmet sind, ersparen Sie sich und ihrem Nachwuchs endlose Abende im Restaurant. Nach zwei Mahlzeiten im Buffet-Restaurant wissen Ihre Kinder ohnehin besser, wo was zu finden ist, und davon profitieren nicht zuletzt Sie. Probieren Sie es!

9. Sparen Sie Zeit!

Zeit ist auf einer Kreuzfahrt vielleicht nicht Geld, weil man ja im Urlaub ist und es oft auf eine Minute mehr oder weniger nicht ankommt. Doch Zeit verschwenden will man natürlich auch in der schönsten Zeit des Jahres nicht. Vielleicht hat Ihnen die Stadt, die Sie am Vormittag besucht haben, so gut gefallen, dass Sie sich am Nachmittag oder Abend noch einmal in die Straßen und Gassen stürzen wollen? Oder Sie möchten einmal in den Pool, wenn dieser nicht stundenlang von drei Dutzend kreischenden Kindern gleichzeitig belegt ist? Oder einfach nur ein paar Minuten im Liegestuhl liegen, ohne vorher zwei Stunden um einen solchen gekämpft haben zu müssen? Dann tun Sie dies abends nach einer kurzen Stärkung am Buffet. Die meisten Kinder und Liegestuhl-Beleger sind zu dieser Zeit im Restaurant.

10. Erleben Sie mehr vom Schiff!

Es ist fast paradox: Die Kreuzfahrtschiffe des 21. Jahrhunderts überbieten sich Jahr für Jahr an Größe, Vielfalt und Innovationen, doch so richtig Zeit, dies auszukosten, hat man an Bord dann nicht. Seetage sind auf den standardmäßigen siebentägigen Kreuzfahrten rar geworden, und wenn Sie morgens frühstücken, tagsüber an Land sind und den Abend dann im Restaurant verbringen, sind Sie anschließend meist so müde, dass kaum noch Zeit bleibt, sich an Bord umzusehen. Dabei gibt es auf den großen Schiffen so viel zu erleben und zu entdecken, dass sich die Reedereien den Anlauf von Häfen eigentlich sparen können. Verzichten Sie also auf das Essen im Restaurant. Essen Sie am Buffet, und ziehen Sie dann in Ruhe durchs Schiff. Denn das ist ja auf so einer Kreuzfahrt immer noch das Wichtigste, oder?

Foto: Kai Ortel

Foto: Kai Ortel

Diese zehn (übrigens nicht bierernst gemeinten) Tipps können Sie natürlich nur auf den großen Mega-Kreuzfahrtschiffen neueren Baujahrs beherzigen. Doch mit denen kann man ja auch mal fahren, schließlich gibt es im Jahr 2016 für so ziemlich jeden Geschmack und Geldbeutel das passende Kreuzfahrtschiff auf dem Markt. Und wie man gesehen hat, haben auch die großen Mega-Kreuzfahrtschiffe mit Platz für drei-, vier- oder fünftausend Passagiere ihre Vorzüge. Der Autor dieser Zeilen jedenfalls geht jetzt im Sommer mit einem dieser Schiffe auf Nordland-Kreuzfahrt. Zusammen mit seinen Kindern übrigens. Und wo wir abends essen werden, wissen wir auch schon.

 

(Gastautor: Kai Ortel)