10 Fragen an Susanne Müller – Chefredakteurin der WELCOME ABOARD

Foto: Susanne Müller

Susanne Müller, geschätzte Kollegin und Chefredakteurin der WELCOME ABOARD (zur aktuellsten Ausgabe), schreibt seit über 15 Jahren über Kreuzfahrtschiffe und kennt weit über 60 davon persönlich. Ihre erste Kreuzfahrt fand in den 80er Jahren mit der Arkona statt. Einst hatte sie sich dafür, aus Angst ‚underdressed‘ zu sein, ein Cocktailkleid ausgeliehen. Nun, einige Jahre später, verfügt die sympathische Journalisten über eine Auswahl verschiedener Cocktailkleider, die aber aus ihrer Sicht meist kaum noch benötigt werden.

1. Wie kam es dazu, dass Du Dich für Kreuzfahrtschiffe begeisterst und Du nun schon einigen Jahren über sie für die Welcome Aboard schreibst?

Nach meiner Ausbildung zur Redakteurin bei einer Tageszeitung bin ich ziemlich schnell in die Reiseredaktion des Westfalen Blattes gewechselt und hab es geliebt, durch die Welt zu reisen. Die Kreuzfahrt hat mich da noch nicht so gereizt (sie war mir ehrlich gesagt etwas zu elitär), aber das änderte sich, als ich auf die damals brandneue AIDA (heute AIDAcara) ging. Junge Leute, kein steifer Dresscode, tolle Sportmöglichkeiten, eine lässige Atmosphäre und abends Party – ich war begeistert. 2001 habe ich Peter und Gerlinde Tönnishoff kennengelernt, sie haben WELCOME ABOARD 1999 ins Leben gerufen. Ich habe ab der Ausgabe 2002 als freie Mitarbeiterin für Welcome Aboard geschrieben und wurde 2011 Chefredakteurin. Inzwischen gehört mir der Verlag auch. In den vergangenen Jahren habe ich viele Schiffe und Reedereien kennengelernt. Das Angebot ist inzwischen so groß und vielfältig, da ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei – und das finde ich klasse.

Foto: Gerlinde Tőnnishoff

2. Die Welcome Aboard ist eines der renommiertesten Kreuzfahrtmagazine im Printbereich. Worin unterscheiden sich die Beiträge im Hinblick auf  andere Magazine und was ist daran das Besondere?

Wir vergeben keine Anker, Sternchen, Awards oder ähnliches, um Aufmerksamkeit zu erregen, sondern bleiben bei der guten, alten Maxime, unsere Leser bestmöglichst über Schiffe und Kreuzfahrten zu informieren und zu unterhalten. Ein ganzes Jahr lang sammeln wir die spannendsten und schönsten Reportagen, um die Leser zu inspirieren, selbst an Bord zu gehen und fantastische Dinge zu erleben.  Schließlich sind es doch die Erlebnisse, die unser Leben bunt und lebendig machen. In unseren Schiffstest beschreiben wir die vorgestellten Schiffe so authentisch wie möglich, so dass der Leser am Ende der Lektüre selbst gut entscheiden kann: Das ist etwas für mich oder nicht. Dafür brauchen wir aber kein Bewertungssystem mit Sternen.  Neben den Schiffen stehen aber auch die Menschen im Mittelpunkt von WELCOME ABOARD. Wir sind bekannt für unsere Interviews und sind überdies das einzige Magazin, das der Crew der Kreuzfahrtschiffe  jedes Mal sechs ganze Seiten mit Crew-Fotos widmet.

3. Wie kann man sich Deinen Arbeitsalltag vorstellen, wenn Du nicht gerade auf einem Schiff die Welt erkundest?

Ich arbeite nicht nur für WELCOME ABOARD, sondern als Journalistin auch noch für andere Medien und schreibe Bücher. Meistens sitze ich also ziemlich unspektakulär am Schreibtisch und haue in die Tasten.

4. Welche Destinationen haben Dich im Laufe der Jahre am meisten und aus welchem Grund überzeugt?

Ich bin ein Naturfreak und ziehe einen Ausritt durch den Wald jeder Shoppingtour in der Stadt vor. Deswegen war lange Zeit Kanada mein Lieblingsziel, inzwischen liegt aber Australien auf Platz eins. Ich liebe die Weite der Landschaften, die Freiheit, die Wildnis, die netten Menschen, die Kängurus und Koalas. Und das Wetter ist auch noch besser als bei uns.

5. Was darf während Deiner Pressereisen an Ausrüstung niemals fehlen?

Eine gute Kamera, Stift und Notizblock.

6. Als Kreuzfahrtreporterin bist du auch darauf angewiesen, dass Reedereien Dir Kabinen auf den Schiffen zur Verfügung stellen. Siehst du darin die Unabhängigkeit verletzt?

Nein. Die Reedereien kennen WELCOME ABOARD und wissen, dass wir authentische Reiseberichte veröffentlichen. Das ist mein Job und sonst wären wir ja auch nicht glaubwürdig.

Foto: Susanne Müller

7. Welche Punkte erfüllen Dich in der Kreuzfahrtbranche mit Freude und welche mit Sorge?

Ich freue mich, dass es inzwischen Schiffe und Kreuzfahrten für jeden Geschmack und Geldbeutel gibt und somit viel mehr Menschen in den Genuss von Seereisen kommen als früher. Ein wenig besorgniserregend finde ich, dass die Schiffe heute immer größer gebaut werden. Wenn dann zwei oder drei dieser Giganten in einer kleinen Hafenstadt anlegen, wird der Ort von Menschen förmlich überschwemmt. Das ist weder schön für die Urlauber noch für die Menschen, die dort leben, finde ich.

8. Angenommen, Du könntest mit Deiner langjährigen Branchenerfahrung ein neues Kreuzfahrtschiff mitentwickeln. Wie würde dieses aufgestellt sein?

Mein persönlicher Geschmack? – Okay, ich brauche keinen Roboter, der mir den Drink einschenkt, keine Riesenrutsche mit dreifachem Salto und keine einarmigen Banditen. Dafür hätte „mein“ Schiff aber eine sonnige, bestens ausgestattete Bibliothek, eine Kaffeebar, in der man bei einem duftenden Kaffee mit anderen Reisenden ins Plaudern kommt, einen frei zugänglichen, hübsch gestalteten Wellnessbereich, die Möglichkeit, jeden Tag Yoga zu machen und ein (zuzahlungsfreies) italienisches Restaurant, in dem man am Platz bedient wird und wo Andrea Bocelli als Hintergrundmusik läuft.

9. In der Zeit der Digitalisierung gewinnt der Onlinebereich im Vergleich zum Printbereich immer mehr an Zuwachs: Was überzeugt Dich davon, dass auch in fünf oder zehn Jahren Printausgaben beim Kiosk ausliegen?

Ich glaube, dass viele Menschen beim Lesen nach wie vor gerne etwas in den Händen halten. Ein Buch mit einem edlen Einband oder ein hochwertiges Magazin, das man ins Regal stellt und bei Bedarf wieder hervorholt und darin schmökert. Für mich gibt es kein ‚entweder oder‘. Ich lese Bücher mal auf dem eReader und mal als Printversion genauso wie ich Artikel online und als Printprodukt lese. Und ich denke, da bin ich nicht die einzige.

10. Vervollständige bitte folgende Sätze:

In der Welcome Aboard 2019… feiern wir unseren 20. Jahrgang mit vielen außergewöhnlichen Geschichten!

Mein Lieblingskreuzfahrtterminal steht in… Melbourne.

Das Geheimnis einer guten Kreuzfahrtreportage… erfahrt ihr, wenn ihr WELCOME ABOARD lest.